Maurus Lindemayr
Gedichte
Maurus Lindemayr

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Vom »Aderlassen«

Maurus Lindemayr

        Dort schier um Sankt Jöring aui,
wann da Moaschein tuet eingehn,
wann da Früehling kimmt, da schau i,
wie 's mecht in Kalena stehn.

Steht a ganz rots Köpfel drinna,
geh i flugs zan Bada hin,
laß a Schüssel Bluet herrinna,
bis i schier ohnmachti bin.

Aft tue i schen stat ausstecka
in an Winkel alli Vier.
Daß mi leichtli neamd kan wecka,
mach i d' Lien vür's Fensta vür.

Da tue i fein sacht auspfnausen,
schlaf dahin in Lust und Freud;
lieg a so in Walln und Sausen,
bis ma d' Gresch zan Essen schreit.

Ja ha, Säur und schwarzi Brockan!
Bahti Simmeln mueß i habn.
Nix da Knödln, Sterz und Nockan!
Fleisch und Bratel mueß mi labn.

Tue ban Essen starki Kreista,
trink an etla Plutza Most,
aften entli kemmand d' Geista.
Was macht halt a gueti Kost!

Lusti is halt 's Aderlassen!
Da plagt mi koa' Arbat nit;
's Dreschen, 's Mahn und 's Mistaffasen
hat va mir da gueten Fried.

Trag en Arm fein in da Schlinga,
tue schen zierla umspaziern,
ließ mi va koan Tiofel zwinga,
daß i d' drischel an sollt rührn.

Roan sechs Wocha tra i 's Bäuschel;
d'Adern is a hoagligs Glied.
Trink all Tag an angnehms Räuschel,
daß ma kam mehr halt an Tritt.

Tue mi nit stark übazabeln,
ranz mi rund a gueti Weil,
bis i aus'n Bett tue grabeln
und van Tuchat auakrall.

's Hachel lecka schmeckt en Pudeln
wie mir d' Arbat nah da Laß.
Da hoaßt's wieda: Brein und Nudeln,
Plenten, Sterz und aners Gfraß.

Denk oft dran und rant mi drüba,
daß alls daurt so kurzi Zeit.
Gueti Tag gehnd a vorüba,
daurt halt nix an Ewigkeit.

Lieber Herren Adalasser;
wünsch eng tausend Glück dazue.
Füllt's mit Wein und nöt mit Wasser
heunt dö anzapft Adan zue.

Wie da Dokta 's Bluet hat zschnitten,
hat iehm wahrla d'Wahl wehthan.
eina do hat 's Prä heimgritten.
Nenn a nöt, ös kennts 'n schan.

 


 


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