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An der italienischen Front im Februar 1916.

An der italienischen Front kam es im Monat Februar nur zu den seit dreiviertel Jahren gewohnten örtlichen Stellungskämpfen. Der italienische Oberbefehlshaber Cadorna meldete zwar ab und zu »kühne Unternehmungen«, die aber nirgends irgendwelchen strategischen Erfolg brachten. Wenn er gar nichts Rechtes zu berichten wußte, meldete er Nebel, Schnee, Regen und andere ungünstige Witterungserscheinungen, so daß Cadornas »Kriegsberichte« eigentlich mehr »Wetterberichte« waren.

An der küstenländischen Front waren die Geschützkämpfe am 3. Februar wieder an mehreren Punkten recht lebhaft. Am Tolmeiner Brückenkopf erweiterten die österreichischen Truppen durch Sappenangriff ihre Stellungen westlich von Santa Lucia. In den vom Feinde verlassenen Gräben wurden zahlreiche Leichen und viel Kriegsmaterial vorgefunden. Am 4. Januar blieben die Geschützkämpfe an der küstenländischen Front ziemlich lebhaft und erstreckten sich auch auf mehrere Stellen im Kärntner und Tiroler Grenzgebiet. Das Schloß von Duino wurde durch mehrere Volltreffer der feindlichen Artillerie teilweise zerstört. Vor dem Tolmeiner Brückenkopf gingen die Italiener infolge der letzten Unternehmung der österreichischen Truppen auf die Hänge westlich der Straße Cigino–Selo zurück.

Es folgten dann zehn Tage ohne besondere Ereignisse.

An der küstenländischen Front fanden seit dem 10. Februar wieder lebhafte Artilleriekämpfe statt. Bei Flitsch eroberten die Oesterreicher am 12. früh eine feindliche Stellung im Rombongebiet; sie erbeuteten drei Maschinengewehre und nahmen 73 Alpini gefangen. Ein nächtlicher italienischer Angriff auf diese Stellung wurde abgewiesen. Stellenweise fand lebhaftere feindliche Artillerietätigkeit statt. Auch Görz erhielt, wie fast alltäglich, einige Granaten.

Die Geschützkämpfe an der küstenländischen Front waren am 14. Februar an einigen Stellen sehr heftig. Die neu gewonnene Stellung im Rombongebiet wurde gegen mehrere feindliche Angriffe behauptet.

Der Bericht vom 15. Februar lautete: »An der Kärntner Front beschoß die feindliche Artillerie gestern unsere Stellungen beiderseits des Seisera- und Seebachtales (westlich Raibl). Um Mitternacht eröffnete sie ein heftiges Feuer gegen die Front zwischen dem Fellatal und dem Wischberg. Bei Flitsch griffen die Italiener abends unsere neue Stellung im Rombongebiete an; sie wurden unter großen Verlusten abgewiesen. Heftige Geschützkämpfe an der küstenländischen Front dauern fort. Gestern früh belegte eines unserer Flugzeuggeschwader, bestehend aus elf Flugzeugen, den Bahnhof und Fabrikanlagen in Mailand mit Bomben. Mächtige Rauchentwicklung wurde beobachtet. Unbehindert durch Geschützfeuer und Abwehrflugzeuge des Feindes bewirkten die Beobachtungsoffiziere planmäßig den Bombenabwurf. Der Luftkampf wurde durchweg zu unseren Gunsten entschieden. Die feindlichen Flieger räumten das Feld. Außerdem belegten mehrere Flugzeuge eine Fabrik von Schio mit sichtlichem Erfolg mit Bomben. Alle Flugzeuge kehrten wohlbehalten zurück.«

Das italienische Geschützfeuer war am 16. Februar vornehmlich gegen Ortschaften im Canaletal, im Rombongebiet und die Brückenköpfe von Tolmein und Görz gerichtet. Ein feindlicher Angriffsversuch gegen den Monte San Michele wurde abgewiesen. Bei Pola holten die Abwehrbatterien des äußeren Kriegshafenviertels ein italienisches Flugzeug herab; Pilot und Beobachter wurden gefangen genommen.

Die Artillerietätigkeit war am nächsten Tage im allgemeinen schwächer als in den letzten Tagen. Der Ort Malborgeth stand wieder unter feindlichem Feuer. Eine Säuberung des Vorfeldes im Rombongebiet brachte 37 Gefangene und ein Maschinengewehr ein. Ein Angriff mehrerer italienischer Kompagnien wurde abgewiesen. Bei Oslavija wurden seit den letzten Kämpfen sieben Maschinengewehre, zwei Minenwerfer und 1200 Gewehre eingebracht.

Italienische Alpentruppen beim Emporschaffen von Geschützen. (Nach einer englischen Darstellung.)

An der Tiroler Front beschoß die feindliche Artillerie am 19. Februar die Ortschaft Fontanedo in Judicarien und den Raum des Col di Lana. Im Sugana-Gebiete wurde ein Angriff der Italiener auf den Collo (nordwestlich von Borgo) abgewiesen. Im Kärntner Grenzgebiete stand der Ort Uggowitz, im Küstenlande der Mrzli Vrh und der Monte San Michele unter lebhafterem Feuer. Die gestrige Unternehmung eines italienischen Flugzeuggeschwaders gegen Laibach hatte einen kläglichen Verlauf. Die Mehrzahl der Flugzeuge wurde schon an der Kampffront zur Umkehr gezwungen. Drei erreichten Laibach und warfen in der Nähe eines dortigen Spitals und auf mehrere Ortschaften der Umgebung ohne jeden Erfolg Bomben ab. Bei der Rückkehr griffen österreichische Flieger die feindlichen an und holten ein Caproni-Groß-Kampfflugzeug herunter.

Am 22. Februar lautete die Kriegsdepesche: »An der Isonzofront waren die Artilleriekämpfe im allgemeinen, namentlich aber bei Plava recht lebhaft. Eines unserer Flugzeuggeschwader unternahm einen Angriff auf Fabrikanlagen in der Lombardei. Zwei Flugzeuge drangen hierbei zur Erkundigung bis Mailand vor. Ein anderes Geschwader griff die italienische Flugzeugstation und die Hafenanlagen von Dosanzano am Gardasee an. Bei beiden Unternehmungen wurden zahlreiche Treffer in den Angriffsobjekten beobachtet. Trotz heftigen feindlichen Artilleriefeuers kehrten alle Flugzeuge wohlbehalten zurück.«

Mehrere Tage herrschte sodann Ruhe, bis am 27. gemeldet wurde: »Vorgestern kam es an der küstenländischen Front, von lebhaftem Artilleriefeuer abgesehen, an mehreren Stellen auch zu heftigen kleinen Infanterie-Kämpfen. Vor Tagesanbruch machten Abteilungen von der Besatzung des Görzer Brückenkopfes einen Ausfall bei Perma, überraschten den schlafenden Feind, schütteten einen Graben zu und brachten 46 Gefangene zurück. Am Rande der Hochfläche von Doberdo ging nach starker Artillerie-Vorbereitung feindliche Infanterie gegen unsere Stellungen beiderseits des Monte San Michele und östlich Azzo vor. Die Italiener wurden unter großen blutigen Verlusten abgewiesen und ließen überdies 127 Gefangene, darunter sechs Offiziere, in unseren Händen. Der gestrige Tag verlief ruhiger. Turvis erhielt wieder einige Granaten.«


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