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Vorbericht.

Dieses Stück ist eine Fortsetzung meiner Sonnenjungfrau. Mein würdiger Freund, Herr Schröder, hat verschiedene kleine Veränderungen damit vorgenommen, die ich, im Vertrauen auf seine Bescheidenheit, wohl verschweigen könnte, die ich aber hiermit dankbar anzeige, theils, weil ich mich nie geschämt habe, von einem Manne, wie Schröder, Belehrung anzunehmen; theils, weil sonst wieder irgend ein hämischer, auf den Beifall, welchen das Stück erhalten, neidischer Spürhund auftreten, und mir meinen Antheil schmälern möchte. – Die Veränderungen sind entweder solche, die Herr Schröder selbst, oder solche, die ich auf sein Anrathen unternommen.

Zu den ersteren gehört vorzüglich: die Weglassung einer Scene des Waffenträgers Diego, der, ohne übrigens mit dem Interesse des Ganzen verbunden zu sein, durch unzeitigen Scherz den raschen Gang des ersten Acts unterbrach. Durch ein Versehen in der Druckerei ist diese Scene S.217 stehen geblieben. Ferner: die Unterdrückung eines Schluß-Chors, und einer Arie, welche Elvire sehr zur Unzeit in die Guitarre sang. Ferner der Umstand, daß Pizarro Elvirens Anschlag auf sein Leben nur erräth, den, vor dieser Abänderung, ihm Rolla mit dürren Worten entdeckte, und dadurch vielleicht einen Schein des Unedelmuths auf seinen Charakter warf. Ferner: die Milderung von Pizarros Niederträchtigkeit, da er vorher selbst, trotz seines gegebenen Wortes, Rolla wieder in seine Gewalt zu bekommen suchte.

Ich selbst habe auf sein Verlangen den Kapellan Valverde in einen Geheimschreiber verwandelt; denn man will nun einmal die schlechten Pfaffen nur auf der großen Bühne der Welt, und nicht auf den Privat-National-Theatern sehen. Zwar hatte ich mir gleich Anfangs vorgenommen, diese Veränderung nur für die Bühne zu machen, im Druck hingegen diesen elenden Pfaffen, der keine erdichtete Person ist, in seiner ganzen Nichtswürdigkeit wieder herzustellen; am Ende aber hatte ich weder Zeit noch Lust, mich mit diesem Unhold wieder zu befassen, und es mag schon so bleiben.

Unstreitig die wichtigste, und dem Stücke vorteilhafteste Veränderung ist die Veredlung von Elvirens Charakter, die ich auf seinen Rath unternahm, und für welche ich ihm den meisten Dank weiß. Elvira, die jetzt hoffentlich zu Mitleid und Bewunderung hinreißt, glich vorher in vielen Stellen nur einer gemeinen Buhlerin.

Andere Abänderungen, wo Herr Schröder sich offenbar in die Zeit fügen mußte, habe ich nicht angenommen. Ich sehe zum Beispiel nicht ein, warum man nicht gerade heraussagen dürfte, daß der Vater Papst den Spaniern Amerika durch eine Bulle geschenkt; daß er durch eine andere Bulle die Indianer für Menschen, und nicht für Affen erklärt; daß man zur Ehre Christi und der zwölf Apostel dreizehn Indianer aufgehangen; und was dergleichen mehr ist. Warum sollte man historische Thatsachen auf der Bühne verschweigen?

Ich ergreife diese Gelegenheit, noch zwei Worte über ein paar andere meiner Stücke zu sagen. Ein gewisser Herr Schütze behauptet in seiner hamburgischen Theatergeschichte sehr zuversichtlich: Herr Schröder habe mit dem Grafen Benjowsky große Veränderungen vorgenommen, welchen das Stück den erhaltenen Beifall verdanke. Das ist aber, mit seiner Erlaubniß, nicht wahr; Herr Schröder hat im Grafen Benjowsky nichts geändert, und Herr Schütze wird wohl thun, sich in Zukunft besser zu unterrichten.

Die Literatur-Zeitung hat die Güte gehabt, meinen Sultan Wampum (ein unbedeutendes Produkt, dem ich selbst eine» sehr geringen Werth beilege) mit mehr Nachsicht zu beurtheilen, als ich vielleicht selbst gethan haben würde, da sie doch vormals weit bessere meiner Stücke, dem allgemeinen Beifall des Publikums zum Trotz, mächtig und höhnisch in den Staub trat. Ich bin für diese Nachsicht sehr verbunden, und will nur hier anzeigen, daß einige der getadelten, und wirklich tadelnswerthen Verse nicht von mir herrühren, sondern, vermuthlich um der Bequemlichkeit des Componisten willen, ohne mein Wissen geändert worden, und hernach so stehen geblieben sind, weil ich zu weit vom Druckort entfernt war, um die Handschrift noch einmal durchzusehen. Wenn es der Mühe verlohnte, würde ich meine Verse hier abdrucken lassen.


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