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Jugendlust

Der Frühling bricht an, das Leben keimt,
      Manch schöne Träume hab' ich geträumt,
      Auf manches Blümchen thät' ich hoffen,
      Nur hab' ich's noch nimmer angetroffen.
      Das seh' ich oft mit Schmerzen an!
      Doch junges Blut
      Hat frischen Muth! –
Wenn ich nur noch küssen und singen kann!

Der Sommer wird schwül, der Sommer wird heiß,
      Die Sehnsucht treibt aus dem alten Gleis;
      Gern wollt' ich was Großes überwinden,
      Nur kann ich Weg und Steg nicht finden,
      Daß Unmuth mir in den Adern brennt! –
      Doch was geht's mich an?
      Nur frisch hinan!
Bleibt mir doch das Singen und Küssen vergönnt!

Da kommt der Herbst, die Blüthe reift,
      Nur das Herz in dunkler Sehnsucht schweift;
      Es will immer noch nach dem Höchsten reichen,
      Und kann nicht hinauf und kann's nicht ersteigen.
      Das quält mich wol manch langen Tag! –
      'S ist doch Spielerei!
      Was wünsch' ich herbei,
So lang' ich noch küssen und singen mag?

Und endlich tritt der Winter herein,
      Und blickt so schaurig ins Herz hinein;
      Das kann das warme Herz nicht vertragen
      Und will an Glück und Sehnsucht verzagen,
      Und der Sturm umpfeift es so kalt und scharf! –
      Doch das Blut kocht heiß,
      Trotz Winter und Eis! –
Wenn ich nur noch küssen und singen darf!

Und so tret' ich kühn in die Welt hinaus.
      Mit der Sehnsucht kommt nichts Großes heraus!
      Verwegen soll man vorwärts schauen,
      Dem Herzen und seiner Liebe vertrauen,
      So wird man ein freier, ein glücklicher Mann!
      Drum immer zu,
      Ohne Rast und Ruh,
So lang' ich noch singen und küssen kann!


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