Ernst Jaedicke
Deutsche Sagen
Ernst Jaedicke

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Der dumme Teufel

(K. Müllenhoff)

Ein Bauer und der Teufel mieteten einmal zusammen einen Krug Land. Damit es aber später keinen Streit um die Ernte gebe, sagte der Teufel zum Bauern: »Laß uns würfeln. Wer gewinnt, bekommt nachher das, was über der Erde ist, und wer verliert, das, was unten ist.« Der Bauer war's zufrieden. Aber der Teufel verstand den Kniff und warf und hatte die meisten Augen; also sollte er das haben, was oben wüchse. Der Bauer aber hatte das Feld zu bestellen und säte lauter Rüben, da bekam der Teufel im Herbst nur das Kraut. Das ärgerte ihn, aber er konnte nichts dagegen sagen. Weil sie aber das Feld auf zwei Jahre gemietet hatten, würfelten sie zum zweitenmal; da würfelte der Teufel mit Absicht die wenigsten Augen. Aber nun säte der Bauer Weizen, und im Herbst bekam der Teufel nur die Wurzeln. Da schimpfte er aber dem Bauern die Haut voll, und dann sagte er: »Übermorgen komme ich, da sollst du dich mit mir kratzen!« Hatte der Bauer erst gelacht, so ward ihm nun doch bange. Seine Frau merkte gleich, daß ihm etwas fehlte und fragte ihn danach. Da sagte ihr der Mann denn, so und so, und morgen solle er sich mit dem Teufel kratzen. Da sagte die Frau: »Sei nur ganz ruhig; ich will schon mit ihm fertig werden. Geh du nur aus.« Der Mann ging also an dem bestimmten Tage aus, und als der Teufel dann kam, tat die Frau, als wenn sie ganz böse und ärgerlich wäre. »Was fehlt ihr denn, kleine Frau?« sagt der Teufel. »Ach, seh er nur mal her; da hat mir mein Mann eben mit dem Nagel von seinem kleinen Finger den großen Riß quer in meinen schönen eichenen Tisch gemacht!« »Wo ist er denn jetzt?« »Wo soll er anders sein als beim Schmied! Er ist schon wieder hin und läßt sich die Nägel schärfen. Ist das nicht zum Ärgerlichwerden?« »Da hat sie ganz recht, gute Frau, das muß ärgerlich sein, so einen im Haus zu haben«, sagte der Teufel und ging ganz sachte aus der Tür und machte, daß er fortkam.


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