Heinrich Hoffmann
Die Mondzügler
Heinrich Hoffmann

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Siebenter Auftritt

Amtmann allein, hernach Faustida

Amtmann
            Ein großer Mann! – Mit Jubel folgt ihm alles Volk.
Er führt, ein zweiter Moses, sie nach Kanaan. –
Ein schönes Ding ist Weisheit; aber ohne Geld
Ist doch sie eine leere Schüssel nur von Gold! –
Wie, wenn der Fremdling aber ein Betrüger wär?
Und was er uns erzählte, klang wie Märchen fast.
Hier gilt es List, Verschlagenheit und feinen Sinn!
(Faustida tritt auf)
Da kommt zum Glück die Tochter her, das Dichterweib!
Faustida
Kann um des greisen Vaters müde Stirn das Kind
Den Zweig des Lorbeers winden? Hast du obgesiegt
Im Wortgefecht, den Nußzermalmer heimgebracht?
Amtmann
Ei was! Wer denkt an solchen alten Firlefanz?
Faustida
So ist sie wahr, die Kunde, die wie Meeresflut
Sich brausend mit dem Marktgewühl verbreitet hat,
Ein Mondesfürst mit großer Leibtrabantenschar
Sei eingezogen; eifrig rüste sich das Volk,
Um in des Fremdlings wunderbares Land zu ziehn?
Amtmann
Du siehst den eignen Vater reisewillig schon.
Faustida
Geschnürt ist rasch mein Bündel! Ich begleite dich!
Amtmann
Viel besser wär's, du bliebest hier und wartetest.
Faustida
O nein! Im Geiste schreib ich dir zwei Bände schon
Voll »Mondserinnerung«, höchst pikanten Stils.
Gewiß die Reisekosten bringen wird das Werk.
Amtmann
Du bleibst und hütest unterdessen mir das Haus!
Faustida
Das Haus! Das Haus und immer wieder nur das Haus!
Das ist der Bannspruch, welcher höhnend uns verfolgt,
Und den ihr um des Weibes Geist als Fessel werft!
Begrenzt sich mit der Schwelle denn für uns die Welt?
Bedarf der Speisen und des Tranks nicht auch der Mann?
Erwärmt er nicht die starren Glieder just wie wir
Am trauten Ofen? Mägde wollen wir nicht sein!
Zu gleichen Teilen, beiden gebt das Leben uns!
Die Schnecke, die als angeborne Last ihr Haus
Geduldig auf dem Rücken trägt, ist lieber euch
Als jene Adlermutter, die in kühnem Flug
Hinschwingend sich, das stolze Felsennest umkreist.
Von Pol zu Pol, wie Donner schallend, geht der Ruf:
Dem Weibe Freiheit, mehr als Küchenfreiheit nur!
Amtmann
Um Gottes Willen, hemme deiner Rede Strom,
Und hilf zuerst mir ratend aus der großen Not!
Es bringt dem fremden Manne jeder alles Geld;
Ich aber möcht bewahren gerne mich vor Trug.
Wie fang ich's an?
Faustida
                              Nichts leichter! Höre meinen Rat!
Mit kleinen Kieseln füllest du zwei Säcke dir;
Die gibst du ihm. Dein echtes Gold verbirg daheim!
Es wird dir, wenn es nötig ist, dann nachgesandt.
Amtmann
Der Rat ist trefflich! – Weiber! Ja im Paradies
Habt ihr von eurer Schlange Besseres noch gelernt
Als Äpfelessen. – Bleibe du nur fein zu Haus,
Um treu zu wahren mittlerweile mir das Geld!
Faustida
Ich füge mich; doch später folg ich mit dem Schatz.
Amtmann
So komm, und hilf im Garten Steine suchen jetzt!

(Beide ab in das Haus)


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