Gottfried von Straßburg
Tristan
Gottfried von Straßburg

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« vrouwe, dâ warf ich anders tages
ûz dem schiffe ein glasevaz. «
« sô taete dû, waz wirret daz? «
« owî! « sprach sî « daz selbe glas
und der tranc, der dar inne was,
der ist iuwer beider tôt. «
« war umbe, niftel? « sprach Isôt
« wie ist disem maere? « « im ist alsô. «
Brangaene seite in beiden dô
die rede von ende her dan.
« nu walte es got! « sprach Tristan
« ez waere tôt oder leben:
ez hât mir sanfte vergeben.
ine weiz, wie jener werden sol;
dirre tôt der tuot mir wol.
solte diu wunneclîche Isôt
iemer alsus sî mîn tôt,
sô wolte ich gerne werben
umbe ein êweclîchez sterben. «
Lât alle rede belîben.
welle wir liebe trîben,
ezn mac sô niht belîben,
wirn müezen leide ouch trîben.
Swie sanfte uns mit der liebe sî,
sô müeze wir doch ie dâ bî
gedenken der êren.
swer sich an niht wil kêren
wan an des lîbes gelust,
daz ist der êren verlust.
swie wol Tristande taete
daz leben, daz er haete,
sîn êre zôch in doch dervan.
sîn triuwe lac im allez an,
daz er ir wol gedaehte
und Marke sîn wîp braehte.
die beide, triuwe und êre,
die twungen im sêre
sîn herze und sîne sinne.
die dâ vor an der minne
wâren worden sigelôs,
dô er die minne vür si kôs.
die selben sigelôsen zwô
die gesigeten an der minne dô.
Tristan der sante boten zehant
in zwein batêlen wider lant
und enbôt Marke maere,
wie ez ergangen waere
umbe die schoenen von Irlant.
Marke besande zehant,
swen er besenden kunde.
dâ randen an der stunde
tûsent boten nâch ritterschaft.
man enpfienc mit micheler craft
die kunden und die geste.
daz ergest und daz beste,
daz Marke an disen zwein enpfie,
mit den sîn leben ouch hine gie,
daz selbe enpfienc er alse wol,
als ein man daz enpfâhen sol,
daz ime vor allen dingen ist.
Marke der hiez an der vrist
den lantbarûnen allen sagen,
daz s' inner ahzehen tagen
alle ze hove kaemen,
als sî im wol gezaemen
ze sîner brûtleite.
diz allez was bereite.
si kâmen rîlîche dar.
dar kam manc wunneclîchiu schar
von rittern und von vrouwen
ir ougen wunne schouwen,
die liehten Isôte.
diu wart vil unde genôte
und ze wunder an gesehen
und niwan des einen gejehen:
« Isôt, Isôt la blunde
marveil de tû le munde.
Isôt diu ist besunder
über al die werlt ein wunder.
ez ist wâr, daz man dâ saget
von dirre saeligen maget.
si gît der werlde wunne
gelîche alsam diu sunne.
ezn gewunnen elliu rîche
nie maget sô wunneclîche. «
Nu sî z' ir ê bestatet wart
und an ir rehte bewart,
daz Curnewal und Engelant
sô wart besetzet in ir hant,
ob sî niht erben baere,
daz Tristan erbe waere,
unde ir hulde wart getân.
des nahtes dô si solte gân
slâfen z' ir hêrren Marke,
nu haeten sî sich starke
sî und Brangaene und Tristan
vor hin gevlizzen dar an,
daz sî ir state unde ir stat
wîslîchen haeten besat
und wol vor hin berâten.


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