Johann Wolfgang von Goethe
Briefe an Charlotte Stein, Bd. 2
Johann Wolfgang von Goethe

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1180

[Freitag 5. Dezember]

Eigentlich bin ich weder besser noch schlimmer als gestern. Komm ia bald Liebste damit ich das beste meines Lebens geniese. Wir wollen im Pagé lesen und gegen Abend Herders erwarten.

Liebe mich das ist warrlich fast das einzige was mich noch halten mag.

d. 5. Dez. 83.

G.

1181

[Sonnabend 6. Dezembers]

Laß mich doch gleich wissen wie du geschlafen hast und wie du dich befindest. Wie deine Hoffnungen auf den heutigen Tag sind. Mit dir ging mir auch gestern alle gesellige Freude weg.

Sie waren noch recht munter ausser der Kleinen die etwas auf dem Herzen und im Köpfgen hatte. Lebe wohl. und laß mich bald von dir hören,

d. 6. Dez. 83.

G.

1182

[Sonnabend 6. Dezember]

Sage mir doch l. Lotte wie es mit dir steht denn ich muß immer Nachricht von dir haben. Meine Gesellschafft auf heute Abend habe ich absagen lassen. Denn wenn ich nicht mit dir seyn kann will ich allein seyn. Schweer wird mir's dir so nahe dich nicht zu sehen. Doch darf ich es nicht wagen auszugehn. Adieu. Adieu.

d. 6. Dez. 83.

G.

1183

[Sonntag 7. Dezember]

Nun wird mir höchst nötig zu wissen was meine Lotte macht. Wie sehr wünscht ich daß es besser wäre wenn sie mich auch gleich heute noch nicht sehen kann. Bey mir hat es sich nicht mercklich geändert, und ich habe mir vorgenommen immer fort das Haus zu hüten. Ob mir gleich ein wenig Bewegung auch wohl gut seyn möchte. Liebe mich und sage es mir. Gestern Abend las mir Fritz noch. es freute mich daß er von eben dem Geschäffte bey dir kam. Lebe wohl, du bestes.

d. 7. Dez. 83.

G.

1184

[Montag 8. Dezember]

Meiner Lotte muß ich bei Zeiten sagen daß in ihr die einzige Freude meines heutigen Tages ruht. Wie befindest du dich? Wirst du mich besuchen? Ich bitte gehe nicht zu frühe aus, ich will dich lieber noch einen Tag entbehren, und mich deiner Liebe in der nahen Entfernung freuen. Hier einige Journale es stehen artige Sachen drinne. Wie gern sag ich dir immer dasselbige. Liebe mich. Lebe wohl und erfreue mich mit einigen Worten.

d. 8. Dez. 83.

G.

1185

[Montag 8. Dezember?]

Nun kann ich ruhig zu Bette gehn denn die Hoffnung meines Tages ist erfüllt. Wie sehnlich wartete ich auf ein Wort von dir. Was doch gut ist daß der Mensch nichts voraus weis. Dich zwey ganzer Tage nicht zu sehen, wäre mir gestern früh unerträglich gewesen. Doch übereile dich nicht, und halte dich Morgen inne wenn du dich nicht ganz wohl fühlst Gute Nacht. Du Einziges.

G.

1186

[Dienstag 9. Dezember?]

Wie einsam bin ich l. Lotte ohne dich. Wäre das Wetter so schön wie gestern Abend ich käme gewiß zu dir. Sage wie du dich befindest. Ich bin noch in einem, und warte es gerne gelassen ab, wenn ich nur nicht von dir ferne wäre. Halte dich aber und komme nicht zu früh. Du meine Beste. Wenn du magst so schreibe mir. Ich reise indessen, Und bediene mich der schönen Karten die ich indessen von Büttnern geborgt habe, biß sie meine werden. Lebe wohl. Warum bin ich nicht in deiner Gesellschafft! Ohne dich giebts keine. Lebe wohl.

G.

1187

[Mittwoch 10. Dezember]

Meiner Lotte muß ich zum guten Morgen den besten Danck für ihre Herzstärckung sagen die sie mir noch gestern Abend zuschickte. Habe nur Geduld mit mir und Zutrauen es wird sich gewiß wieder geben. Es ist mit mir freylich sehr abwechselnd, in diesem Augenblick da ich schreibe ist mir recht wohl. Gegen Mittag will ich sehn ob ich ausgehen kann oder ob ich dich wieder einladen muß. Du meinigste! Geliebteste.

d. 10. Dez. 83.

G.

1188

[Donnerstag 11. Dezember]

Mein gestriger Ausgang hat mir einen Zahnfluß und dicken Backen zuwege gebracht, man sieht daß allerley im Cörper stickt das nicht weis wohin es sich resolviren soll.

Heute hoffe ich von meiner Lotte besucht zu werden. Oder es wäre doch wohl besser wenn ich mich Abends recht einwickelte und zu dir käme wir sind doch ruhiger, und mir ist's gar zu wohl bey dir. Adieu beste sag mir ein Wort.

d. 11. Dez. 83.

G.

1189

[Donnerstag 11. Dezember?]

Ich will doch lieber zu dir kommen. Ich wickle mich ein; so können wir doch etwas vornehmen. Etwa mit der El. Maschine. Lebe wohl liebe.

G.

1190

[Sonnabend 13. Dezember]

Ich bin leidlich und lebe nur für dich. Meine Hoffnung ist dich wieder bey mir zu sehen. Schreibe mir wenn und ob du iemand mitbringst.

Ich lasse euch ein kleines Abendessen bereiten. Lebe wohl. Ich habe vielerley zu thun und werde noch dazu zerstreut.

d. 13. Dez. 83.

G.

1191

[Sonntag 14. Dezember]

Ich erwache wieder für dich, und bin glücklich daß dich mein Morgengrus so nahe besuchen kann. Die schöne Sonne hat mich hergestellt, denn heute früh war mir es nicht sonderlich. Diesen Abend komme ich zu dir, wir wollen zusammen in ferne Länder gehn; und zusammen überall glücklich seyn. Lebe wohl. Sag mir ein Wort meine Beste.

d. 14. Dez. 83.

G.

1192

[Dienstag 16. Dezember]

Ich mögte so bald als möglich wissen ob das Kopfweh meiner Liebsten wieder weg ist, ob sie sich auf den gestrigen Abend wohlbefindet.

Ich habe ihr nichts als mein gewöhnliches Morgenlied vorzusingen.

Ich liebe dich und bleibe dein. Adieu. Was machen wir heute Abend?

d. 16. Dez. 83.

G.

1193

[Freitag 19. Dezember]

Was ich sehnlich zu wissen wünsche ist wie meine Lotte sich befindet, ob es sich zur Besserung anlässt, und ob ich hoffen kann sie heute ausser Bette zu sehen. Ich bin munter und frohen Gemüths. Was ist der Mensch daß ein bisgen Salz gewaltiger ist als alle seine Vernunft. Lebe herzlich wohl.

d. 19. Dez. 83.

G.

1194

[Sonntag 21. Dezember]

Ich muß mich erkundigen ob es mit dem Befinden meiner Geliebtesten immer besser geht, und ob ich bald Hoffnung habe sie wieder frisch und fröhlich zu sehen. Heute giebts wie gewöhnlich allerley zu thun. Diesen Abend bin ich wie gewöhnlich bey dir. Lebe wohl und bleibe meine Aussicht und Zuversicht.

d. 21. Dez. 83.

G.

1195

[Dienstag 23. Dezember]

Hier schick ich meiner L. den Lav[aterischen] Brief. Da ich vor dem Conseil nicht kommen kann nimm meinen Morgengrus und laß mich wenn ich zu Tische nach Haus komme ein heilsames Wort von dir finden.

d. 23. Dez. 83.

G.

1196

[Montag 29. Dezember]

Hier schick ich meiner l. Lotte gar artige Sachen, und bitte mein in Liebe zu gedencken. Gegen Abend komme ich wenn sich das Geräusch des Tages wird gelegt haben. Addio.

d. 29. Dez. 83.

G.


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