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Wie Zeit und Schicksal immer uns bilden mag,
Doch waltet machtvoll über der Scheitel uns
Der Stern der Kindheit fort, und ewig
Zwingt uns die Seele das früh Geliebte.
In tiefer Sehnsucht nach dem Unendlichen,
Des heilig Rätsel über der Schöpfung schwebt,
Zum Leben wacht' ich auf und lauschte
Trunkenen Ohrs dem Gesang der Dinge.
Und wenn des Meers dumpfbrausenden Wogenschlag
Der Wind herantrug, oder: die Höhn herab
Des Waldes Rauschen kam, so ward mir,
Was ich vernahm, der Empfindung Gleichnis;
Und Wald und Meer und blühendes Sonnenlicht,
Und deinen vielfach wechselnden Kranz, o Jahr,
Und euch, ihr Stern' und Wolken, nennend,
Strömt' ich das dunkle Gefühl im Lied aus.
Wohl hab' ich dann bei griechischer Tage Glanz,
An deinen Marmorsäulen, o Parthenon,
Gediegner Kunst formklaren Zauber
Lieben gelernt und den Reiz der Schranke,
Und Zug für Zug lebendig ein Menschenlos
Ins Wort zu prägen, blieb mir das Köstlichste,
Und großer Tat ruhmvoll Gedächtnis
Dauernd in feste Gestalt zu bannen.
Doch nun der Heimat Sonne mir wiederum
Aus Wolken aufglüht, nun mich der Buchenforst
In seine Laubnacht zieht, wie oft jetzt
Rührt sich im Busen die alte Sehnsucht!
Und durch des Frühlings dämmernde Werdelust,
Durch goldne Herbstruh' wandl' ich gedankenvoll
Und summe, wie im Traum, der Jugend
Nimmer vergebenes, dunkles Waldlied. |