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O Tehura

Hier sitz ich in dem engen windetreppenhohen
Steinstadt-Zimmer.
Ich möchte raus aus diesem rohen
Straßenleben, diesem Grünzeugmarkt-Gewimmer –
Fort von diesen Tanten, diesem Schwäher –
Ich, der lärm- und werkdurchfurchte Europäer,
                  O Tehura –

O Tehura! Weit zu deinem Südseeriffe,
Wo noch Krater in die Wolken brüllen,
Wo die Menschen nur in Sonnendunst sich hüllen,
Gleiten, gleiten meine weichen Sehnsucht-Schiffe –
                  O Tehura –

Wenn ich bei dir säße, sagte: sing!
Und du zupftest die Zweisaitenlaute:
Kling-zum, kling-zum, ping – –
Wenn mir vor den bösen Urwelt-Göttern graute,
Vor den flammendgroßen Keulentaten,
Vor den Sternfall-Feuersaaten,
Die du monoton mir singst –
Kling-zum, kling-zum, pings –
                  O Tehura –

Zuckendsummend rollen Wogen zu mir auf –
Sind das nicht die blütenblauen Glitzerwellen?
Zuckendsummend brandet Lärm-Gerauf,
Schwere, trübe Tönemasse
Aus der dunklen Gasse. – –
                  O Tehura – Es brodelt schon der Menschen Arbeits-Morgen:
Er dröhnt und schlittert durch die Straßentiefen,
Gierig warten meine Europäersorgen,
Die nur nächtlich kurz verschliefen – –
                  O Tehura –

Manchmal wieder, wenn die Stille singt,
Wenn der Abend von den Kirchentürmen klingt,
Denk ich irgendwo nach Pete, Honga-Sura –
Denke ich an dich, Korallenketten-Kind,
Bronzebraunes Südsee-Kind,
                  Tehura.


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