Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

.

VI.

Der Schlitten des Indianers war mir kaum aus dem Gesicht gekommen, als ich ihm zu folgen begann. Ich mußte auf eine Wanderung von mehreren Meilen gefaßt sein und hatte keine Neigung, später in dem Indianerdorfe einzutreffen, als unbedingt nötig war.

Der Weg wand sich in unaufhörlichen Krümmungen dahin. Da er aber von allen Hindernissen frei war, konnte ich wenigstens rüstig ausschreiten. Die Ufer wurden allmählich niedriger, und als ich etwa zwei Meilen gewandert war, hörte ich ganz in der Ferne das wütende Gekläff von Hunden. Es zeigte mir an, daß Regen-ins-Gesicht das Dorf erreicht hatte.

Nach einer Viertelstunde hatte meine Wanderung ebenfalls ihr Ende erreicht, wie mir eine Anzahl pyramidenförmiger schwarzer Schatten auf dem rechten, hier ganz flach abfallenden Ufer, aus denen manchmal Lichtschimmer blinkte, verriet. Ich hatte kaum das Ufer zu ersteigen begonnen, als auch bereits von allen Seiten her die Meute der in jedem Indianerdorf in Überzahl gehaltenen Hunde auf mich losstürzte und mit einer Wut um mich herumbellte, die nur noch von ihrer Feigheit und Hinterlist übertroffen wurde. Aus jedem Tepee schienen einer oder mehrere herauszuschießen, da ihnen das Gekläff ihrer Kollegen wahrscheinlich anzeigte, daß sich da draußen etwas Ungewöhnliches ereignete – der Besuch eines Fremden, eines Weißen. Ich hatte diese Indianerhunde in den Städten des Westens häufig genug beobachtet, wie sie auf den freien Plätzen unter den Wagen ihrer Herren lagen, die sie wohl bewachen sollten, wie sie aber jedesmal mit eingekniffenem Schwanze davon rannten, wenn jemand sich ihnen auf zehn Schritt näherte. Hier dagegen fühlten sie sich offenbar »zu Hause«, und einige waren so verwegen, nach meinen Beinen zu schnappen. Erst als ich meine Schneeschuhe ausgiebig als Waffe gebrauchte, und eine Anzahl mit kläglichem Geheul, das zu der empfangenen Tracht Prügel in gar keinem Verhältnis stand, wieder nach Hause gesandt hatte, hielten sich die übrigen in etwas respektvollerer Entfernung.

Ich war in der Nähe des ersten Tepee angelangt, das etwas getrennt von den anderen stand. Die übrigen bildeten, in zwei Reihen stehend, eine Art Straße, die aber erst wenigstens zweihundert Schritt von dem ersten Tepee begann.

Ich schloß daraus, daß dies das Zelt des Medizinmannes war, das in der Regel abseits von den anderen steht. Den großen ledernen Kräutersack zu sehen, der an einer Stange vor den Tepees der indianischen Medizinmänner hängt und demselben Zwecke dient wie die Messingbecken der Barbiere in Deutschland, verhinderte mich die Dunkelheit. Vielleicht hatte Schi-pi-ku-pi-neß ihn auch bei Einbruch der Nacht hereingenommen.

Plötzlich schrak ich zusammen.

Dicht vor mir in der Dunkelheit stand regungslos die Gestalt eines Indianers, der mein Herankommen beobachtet haben mußte, ohne die geringste Bewegung zu machen.

»Ist das der Siouxkamp?« fragte ich ihn, obwohl ich mich darüber kaum im Zweifel befand.

Es dauerte eine ganze Weile, bevor ich Antwort erhielt. Der Indianer stand in seine Decken gehüllt, und wenn ihn meine Anwesenheit überraschte, so gab er das wenigstens in keiner Weise zu erkennen.

»Was du wollen?« fragte er endlich.

»Seit wann ist es bei den Sioux Sitte, einen Fremden, der in kalter Winternacht ihren Kamp betritt, zu fragen, was er will? Was kann er wollen, als einen Platz am Feuer und eine Mahlzeit? Muß ein Fremder bei den Sioux erst darum bitten?«

Es dauerte wieder eine geraume Zeit, bevor ich Antwort erhielt. Dann deutete seine Hand nach einem Tepee in der gegenüberliegenden Reihe, aus dem, wie aus den meisten anderen, an einigen Stellen Licht schimmerte.

»Du gehen dort!«

Ich wußte jetzt, daß es der Medizinmann selbst war, auf den ich hier so plötzlich gestoßen war, denn kein anderer Indianer im Kamp würde einen Fremden, der Obdach suchte, nach einem anderen Tepee verwiesen haben. Die Medizinmänner nehmen aber in dieser, wie in vielen anderen Beziehungen eine Ausnahmestellung ein, tun außerordentlich geheimnisvoll und wichtig, und leben selbst im eigenen Kamp ziemlich isoliert. Das hilft ihnen wesentlich, ihren Nimbus aufrechtzuerhalten.

»Bist du der Muskick-ki-wi-ni-ni?«

Keine Antwort.

»Ich besuche dich morgen. Ich bin ein weißer Muskick-ki-wi-ni-ni, ein Freund von Dead Body, und ich habe so viel von den Künsten des Schi-pi-ku-pi-neß gehört, daß ich ihn aufsuchen wollte, um zu sehen, ob ich nicht einiges von diesen Künsten lernen kann.«

Welchen Eindruck diese Bemerkung auf den roten Schuft machte, war nicht zu erkennen. Die Gestalt blieb regungslos wie zuvor. Bei der Eitelkeit der Indianer aber, die sich besonders bei den Medizinmännern durch die ehrfürchtige Scheu, die sie ihren Stammesgenossen einflößen, meist zu einer kolossalen Einbildung auswächst, war es sicher, daß auch die plumpste Schmeichelei hier gute Aufnahme finden würde.

Es war aber nicht indianische Gewohnheit, das irgendwie zu erkennen zu geben, und da ich mich nach meiner langen und beschwerlichen Wanderung jetzt tatsächlich nach einer warmen Mahlzeit und einem Platze am Feuer sehnte, so hatte ich einstweilen keine Lust, eine Unterhaltung fortzusetzen, bei der die Würde des einen Teils verlangte, daß er seine Antworten immer erst in Pausen gab.

Ich wandte mich daher ab und lenkte meine Schritte dem angedeuteten Tepee zu, vor dem ich mich der Sitte gemäß durch ein lautes » Hello!« bemerkbar machte. Dann hob ich die Decke auf, welche die Eingangsöffnung verschloß, und schlüpfte, mich tief bückend, in das Innere.

Es war ein geräumiges, bequemes Zelt, und, wie die meisten Indianerwohnungen, frisch und rein gehalten. Die Wände bestanden freilich nicht aus Tierhäuten, wie in früheren Zeiten, sondern aus geteertem Segeltuch, das die Hudsons-Bay-Kompanie oder irgendein Store in den Ansiedelungen geliefert haben mochte, zweifellos als Bezahlung für eine reichliche Menge Seneggawurzeln, die eine so wichtige Rolle auf dem Gebiete der amerikanischen Patentmedizinen spielen und von den Indianern und weißen Trappern in den Sommermonaten, wo die Jagd sie nicht in Anspruch nimmt, eingesammelt werden.

In der Mitte des Tepees brannte ein lustiges Feuer, dessen Rauch durch eine an der windfreien Seite geöffnete Klappe in der Spitze des Zeltes seinen Abzug fand. An den Seiten befanden sich zwei Lagerstätten, und an den Wänden hingen neben einer Anzahl mit Perlen und Stachelschweinskielen besetzten Zieraten eine Anzahl Moschusratten- und Minkfelle, die den gegenwärtigen Erwerbszweig der Bewohner des Tepees andeuteten.

Diese letzteren waren niemand anders, als das alte Indianerweib mit ihrem stummen Sprößling, die ich ein paar Tage zuvor auf dem Trail getroffen. Sie saßen beide am Feuer auf der Erde, die sehr sauber mit Tannennadeln bestreut war, welche auch während des Winters so häufig gewechselt werden, wie es das Reinlichkeitsbedürfnis der Bewohner erfordert. Der Junge war beschäftigt, eine Anzahl Patronen für eine doppelläufige Schrotflinte von ganz veraltetem System, die neben ihm lag, zu füllen, während die Alte beschäftigt war, Glasperlen auf einen hirschledernen Mokassin zu nähen.

Sie blickten beide auf bei meinem Eintritt. Sie mochten mich wohl schon an meiner Stimme erkannt haben, denn bevor ich noch meinen Pelzkragen herabgeschlagen hatte, las ich einen freundlichen Empfang auf ihren Gesichtern.

»Ta-tawa!« Hier ist Raum für dich! Gewöhnliche indianische Begrüßung. begrüßte sie mich, indem sie aufstand und mir nach indianischer Sitte die Hand reichte.

Das gleiche tat der Junge, und seine Augen wichen nicht von mir, als ich meinen Pelz abnahm, zusammenlegte und mich darauf, ihn als Sitz benützend, am Feuer niederließ.

Die Sitte hätte es nun eigentlich erfordert, daß Gast und Wirt sich einige Minuten schweigend gegenübergesessen und ihre Pfeifen geraucht hätten. Da aber hier kein Mann vorhanden war und ich keine Pfeife besaß, suchte ich dieser Sitte durch eine Zigarette gerecht zu werden, die ich mir am Feuer anzündete, während die alte Indianerin, ohne ihrem Gast durch irgendwelche neugierige Fragen lästig zu falten, dem Jungen einen Kessel reichte, mit dem dieser, gewandt wie ein Aal, aus dem Tepee schlüpfte. Im nächsten Augenblick war er auch schon wieder zurück, den Kessel mit Schnee gefüllt.

Ohne eine weitere Weisung, die wohl auch überflüssig war, abzuwarten, hing er ihn an den Haken eines Drahtes, der von der Decke des Tepees herab über dem Feuer hing.

Währenddessen brachte die Alte eine Blechdose und eine gefüllte Schweinsblase zum Vorschein. Aus der ersteren entnahm sie eine Handvoll getrockneter Kräuter, die ich als Wintergrün ( Gaultheria procumbens) erkannte, ein Kraut, aus dem nicht nur von den Indianern, sondern vielfach auch von den Weißen ein recht wohlschmeckender Tee bereitet wird. Diese Kräuter tat sie in eine Schale. Darauf füllte sie eine andere ungefähr zum dritten Teil mit Pemmican, den sie der Schweinsblase entnahm. Als das Wasser dann zum Sieben gelangt war, goß sie beide Schalen voll und setzte sie mit einem Löffel neben mich auf die Erbe.

»Kas-pu!« »Kas-pu« = Wohl bekomm's.

Noch immer schweigend ließ sie sich dann auf der gegenüberliegenden Seite des Feuers nieder, während der Junge sein Gewehr nebst Munition beiseite räumte, um mich dann von seinem Platze am Feuer aus mit Blicken stiller Bewunderung zu beobachten. Aus Respekt vor dem Gaste würde die Alte das Schweigen auch nicht gebrochen haben, bis dieser die ihm gereichte Mahlzeit verzehrt, wenn ich nicht selbst voll Ungeduld das Wort ergriffen hätte, um mir Klarheit über das, was mich hierhergeführt, zu verschaffen.

»Ist Minnehaha nach dem Kamp zurückgekehrt?«

»Ja – sie kam gestern.«

»Hast du mit ihr gesprochen?«

»Ja.«

»Was sagte sie?«

»Sie hätte unrecht gehabt, aus dem Kamp wegzulaufen.«

»Das war aber doch nicht alles,« drängte ich, »was hat sie noch mehr gesagt?«

»Eine Sioux gehöre zu ihrem Volke.«

»Aber du weißt doch, daß Regen-ins-Gesicht ihr nachstellt und sie zur Squaw haben möchte.«

»Weiß ich.«

»Was sagte sie darüber?«

»Nichts.«

»Und wo ist sie jetzt? – Bei ihrer Mutter?«

»Ja.«

»Denkst du, daß ich sie morgen dort aufsuchen kann?«

»Kannst du.«

»Noch eins, hast du Regen-ins-Gesicht gestern oder heute gesehen?«

»Nein. War nicht im Kamp.«

Das genügte. Ich hatte ihn also sicher angetroffen, als er von seiner geheimen Whiskydestillerie zurückkam.

Die kurze Unterhaltung war in der Siouxsprache geführt worden. Ich beherrschte diese zwar noch lange nicht vollständig, denn die Indianersprachen sind für den Weißen so schwierig zu erlernen, daß selbst die meisten Indianeragenten sich im Verkehr mit den Mitgliedern des ihrer Aufsicht anvertrauten Stammes eines Dolmetschers bedienen müssen – aber für eine einfache Unterhaltung reichten meine Kenntnisse aus.

Die Mitteilungen der alten Indianerin hatten mich von einer großen Sorge befreit. Minnehaha war in Sicherheit, und von Regen-ins-Gesicht wußte ich genug, um ihn in gehöriger Entfernung von ihr zu halten. Ich war mir nur noch nicht darüber klar, ob ich von meiner halben Kenntnis der Tatsachen schon Gebrauch machen oder lieber warten sollte, bis ich alle Beweise in Händen hatte.

Mit vollem Appetit machte ich mich jetzt über meine Mahlzeit her. Der Tee war ausgezeichnet, und der zu einem dicken Brei verrührte Pemmican in Verbindung mit einigen Biskuits, die ich noch übrig behalten und christlich mit dem Indianerjungen teilte, war gerade die Speise, die man sich nach einer so langen, mit halbem Fasten verbundenen Wanderung wünschen mußte.

Während ich mit meiner Mahlzeit beschäftigt war, hatte mir die Indianerin aus einer oder zwei wollenen Decken und einigen Wolfsfellen ein Lager zurechtgemacht, und nachdem ich noch eine Zigarette geraucht und einige weitere nicht sehr erfolgreiche Anläufe zu einer dürftigen Unterhaltung gemacht hatte, streckte ich mich, meinen Pelz als Decke benützend, auf diesem ganz behaglichen Lager aus und fiel auch schon nach wenigen Minuten in einen tiefen Schlummer. – –

Als ich am andern Morgen erwachte, waren die Vorbereitungen zu einem frugalen Frühstück bereits im vollen Gange. Das Feuer brannte lustig und hell, genährt durch die harzduftenden Holzscheite, die der Junge von draußen jedenfalls von dem Vorrat, den die jungen Leute des Stammes im Sommer und Herbst für die Bedürfnisse fertigstellen müssen, herbeischleppte. Kohlen, wie sie die Regierung den Kris, Ojibways und andern Vertragsindianern liefert, gab's hier keine. Die Sioux haben für sich selbst zu sorgen.

Das Frühstück bestand aus Wintergrüntee, gebratenem Fisch, der Hauptnahrung des Indianers während des Winters, und einer Anzahl kleiner Kuchen, die, hauptsächlich wohl zu Ehren des Gastes, auf einer schwarzen Blechplatte über dem Feuer gebacken worden waren.

Es war eine ganz behagliche Wärme in dem Tepee, und in der Tat beginnen diese erst bei einer Kälte von vierzig Grad unter Null ungemütlich zu werden. Nach einer etwas flüchtigen Toilette und einem etwas weniger flüchtigen Frühstück trat ich hinaus ins Freie, um ein wenig Umschau im Dorfe zu halten. Obwohl es noch früh und ziemlich dunkel war, wurde es im Kamp doch bereits lebendig. Aus dem Tepee des Medizinmannes schossen drei oder vier seiner verwahrlosten Köter, die sich erst ein wenig unter sich herumbalgten, dann aber, als sie mich erblickten, mit einem Gekläff auf mich losstürzten, das im Augenblicke das ganze übrige Hundegesindel, das wahrscheinlich noch gar nicht die Absicht gehabt hatte, sich so früh schon der Kälte draußen auszusetzen, herbeirief.

Der kleine Stumme war aber, als ich im Begriff stand, aus dem Zelte zu treten, aufgesprungen und hatte mir einen Knüppel in die Hand gedrückt. Wenn er auch stumm war, seine Intelligenz war scharf genug, und im Fischfang, Fallenstellen und der Jagd suchte er, wie mir seine Mutter am Abend nicht ohne Stolz erzählt hatte, seinesgleichen.

Auch sein Gehör war ganz normal. Daß der Fremde von der Hundemeute des Dorfes arg belästigt werden würde, war ihm sofort klar gewesen, und er hatte mich daher mit dem geeignetsten Mittel versehen, mich gegen die Plage zu wehren.

Einige Drohungen mit dem Knüppel genügten auch, mir die verhungerte Gesellschaft vom Leibe zu halten. Aus den verschiedenen Zelten kamen jetzt auch die Bewohner zum Vorschein, Kinder und Erwachsene.

Auch der Medizinmann erschien vor seinem Tepee und hing seinen Kräutersack heraus. Gesehen mußte er mich haben, aber er nahm keine Notiz von mir, sondern verschwand gleich darauf wieder im Innern.

Von den übrigen Indianern kamen einige auf mich zu und reichten mir die Hand, und da ich wußte, daß ich eine Art »Cour« würde abhalten müssen, begab ich mich mit ihnen in das Zelt zurück, wo sich denn auch nach und nach sämtliche Männer des Kamps und auch einige Frauen einfanden. Alle reichten mir die Hand zum Willkommen und setzten sich mit gekreuzten Beinen auf die Erde, mir zur Ehre eine Pfeife rauchend. Das letztere taten freilich nur die Männer, die indianischen Frauen haben diesem Genuß einstweilen noch keinen Geschmack abgewonnen. Die Unterhaltung war nicht übermäßig lebhaft und beschränkte sich in der Hauptsache auf die Fragen, wo ich herkomme und was mich nach dem Kamp geführt habe.

Meinen wahren Grund anzugeben, hielt ich nicht für angezeigt. Die Angabe, daß ich vom Wege abgekommen und zufällig auf den Kamp gestoßen sei, erschien mir auch nicht ratsam, denn Regen-ins-Gesicht würde sicher dafür sorgen, daß niemand an einen solchen Zufall glaubte. Er wußte jetzt zweifellos ebenfalls, daß Minnehaha nach dem Kamp zurückgekehrt war, und daß er mein Hiersein damit in Verbindung bringen würde, war sicher. Durch eine Angabe, deren Glaubwürdigkeit nur eine kurze Zeit vorhielt, hätte ich mich also nur verdächtig gemacht.

Ich erklärte ihnen daher, daß ich von Dead Body und anderen so viel über die Künste ihres Medizinmannes gehört hätte, daß ich als weißer Medizinmann gekommen sei, um zu sehen, ob ich nicht einiges davon erfahren könne. Das war wenigstens keine Unwahrheit, wenn es auch nicht die volle Wahrheit war, und es schien ihnen zu gefallen, daß ein Mitglied ihres Stammes einen so weit verbreiteten Ruf genoß.

Der Vormittag war weit vorgeschritten, bevor mich der letzte Besucher verließ. Ich hatte ihnen allen einen Gegenbesuch in ihren Tepees versprochen, schon um deswillen, damit mein Besuch in Minnehahas Tepee nicht zu sehr auffallen sollte.

Hatte sie gehört, daß ich mich im Kamp befand?

Jedenfalls, denn es war sicher, daß die überraschende Neuigkeit von der Anwesenheit eines weißen Medizinmannes im Kamp von Zelt zu Zelt geflogen war und überall den Gesprächsgegenstand bildete.

Ich war ungeduldig, das Mädchen zu sehen, da mein ganzes Verhalten und schließlich auch mein Verweilen im Kamp sich danach richten mußte. Die alte Indianerin hatte mir die Lage des Zeltes beschrieben, ich hielt es aber für richtiger, erst noch ein paar andere zu besuchen, bevor ich meine Schritte auf dieses zulenkte. Nachdem ich mich wieder durch das übliche » Hello!« angemeldet, hob ich ohne weitere Zeremonie die Decke des Eingangs und trat in das Innere.

Es war ebenfalls ein geräumiges und sehr saubergehaltenes Zelt, nur durch eine Menge Perlenarbeiten und andere Zieraten, in denen ich die Hand Minnehahas zu sehen glaubte, viel anheimelnder gemacht, als alle übrigen, die ich bisher gesehen.

Wenn ich aber darauf gerechnet hatte, Minnehaha hier zu finden, so sah ich mich in meiner Erwartung getäuscht.

Auf einer der zwei Lagerstätten, die das Tepee enthielt, hockte eine Indianerin von etwa vierzig Jahren von guter Figur und ziemlich intelligentem Gesichtsausdruck, der durch ein Paar schräg gemalte gelbe Streifen nicht beeinträchtigt wurde. Bekleidet war sie mit einem roten Rock, um dessen Saum ein breiter, schwarzer Streifen lief. Brust und Schultern waren in ein buntgesprenkeltes Tuch gehüllt, und die Füße steckten in einem Paar mit Perlen benähter Hausmokassins. Das lange schwarze Haar war in der Mitte gescheitelt und hing in zwei sauber geflochtenen Zöpfen über die Schultern.

Sie blickte auf bei meinem Eintritt, aber ohne ein Zeichen von Überraschung.

»Wo ist deine Tochter?« fragte ich nach der ersten Begrüßung.

Es dauerte eine Weile, ehe sie antwortete.

»Nicht hier,« erwiderte sie dann, und fügte nach einer weiteren Pause hinzu: »Was willst du von ihr?«

»Ich bin der weiße Medizinmann, der ihren Fuß geheilt hat.«

Das schien keine genügende Auskunft zu sein, denn es löste keine Antwort aus.

»Wo ist Minnehaha?«

»Fort.«

»Ist sie nicht im Kamp?« fragte ich überrascht.

»Nein.«

»Aber ich hörte doch, sie sei hier.«

»Von wem du gehört?«

Ich hielt es nicht für angezeigt, ihr das zu verraten, denn es war mir bereits klar, daß ich hier auf kein freundliches Entgegenkommen zu rechnen hatte. Sie handelte offenbar nach Anweisung, und es war nicht schwer, deren Quelle zu erraten.

»Never mind,« entgegnete ich. »Ich habe gehört, daß sie gestern hier war.«

»Gestern? – Pschah! Du nicht gehört, sie heute hier? Haben du?«

Sie bediente sich jetzt auf einmal der englischen Sprache, des Pitschin-Englisch, als ob der Gebrauch ihrer eigenen Sprache eine Vertraulichkeit wäre, die sie unwillig war, mir zuzugestehen.

»Wo ist sie, wenn sie doch gestern hier war?« fragte ich nun ebenfalls auf englisch.

»Weiß nicht. – Warum du kommen hier?«

»Ich wollte sehen, wie es ihr geht.«

»Gut. – Nun du können wieder gehen.«

Ein deutlicher Hohn klang aus ihren Worten heraus, aber es schreckte mich nicht ab.

»So schnell wirst du doch nicht mit mir fertig,« erwiderte, ich. »Es handelt sich nicht nur um Minnehahas Fuß. Sie hat mir auch noch einiges andere erzählt. Es scheint mir, daß sie eines Schutzes bedarf, den die Mutter ihr nicht gewährt.«

»Was du meinen?«

»Ich meine,« entgegnete ich, nun endlich ungeduldig werdend, »daß sie gezwungen werden soll, die Squaw eines Mannes zu werden, den sie nicht mag, eines Mannes, der nur Schande bringt über den Stamm der Sioux, und der nächstens im Gefängnis sitzen wird.«

Sie verlor jetzt doch etwas ihre stoische Ruhe.

»Minnehaha deine Tochter?« fragte sie mit einem schärferen Ton in ihrer Stimme.

»Nein.«

»Mebbiso, du ein Sioux?«

»Sicher nicht.«

»Dann du besser gehen zurück, woher du gekommen. Sioux nicht mischen in Sachen von Weißen – Weiße sollen nicht kümmern um Sioux.«

Damit stand sie auf und begann, mir den Rücken zudrehend, sich mit einigem Kochgeschirr zu beschäftigen, ein nicht mißzuverstehendes Zeichen, daß sie die Unterhaltung für beendet ansah.

Irgendein Versuch, diese fortzusetzen, würde zwecklos gewesen sein. Ich verließ sie deshalb, ohne noch irgendwelche weitere Bemerkung an sie zu verschwenden, und kehrte, völlig ungewiß darüber, was ich weiter tun solle, nach dem Tepee zurück, in dem ich so bereitwillig Gastfreundschaft gefunden.

Als ich der alten Indianerin, die ich nur durch die kleine Freundlichkeit, die ich dem Jungen erwiesen hatte, augenscheinlich zur aufrichtigen Freundin gemacht hatte, wozu wohl auch noch ihre unverkennbare Anhänglichkeit an Minnehaha und ihre Abneigung gegen Schi-pi-ku-pi-neß beitrug, den Erfolg meiner Mission berichtete, schien sie überrascht, sagte aber nichts weiter als: »Schi-pi-ku-pi-neß.«

Das bestätigte die Vermutung, die ich mir selbst bereits gebildet hatte. Denn daß Minnehaha verschwunden sei, weil sie von meiner Ankunft gehört hatte und mir ausweichen wollte, konnte ich mir nicht gut denken. Welchen Grund hätte sie dafür gehabt?

»Was ist deine Meinung?« fragte ich. »Wohin kann man das Mädchen gebracht haben? Oder glaubst du, daß sie sich noch im Kamp befindet?«

»Weiß nicht,« war die nachdenkliche Antwort.

Sie warf dabei einen Blick auf den Jungen, den dieser mit einem kurzen Nicken des Kopfes erwiderte. Nach dem Mittagessen, bei dem wieder gebratener Fisch die Hauptrolle spielte, schlüpfte er aus dem Zelte.

Er war noch nicht zurückgekommen, als ich nach einiger Zeit auch dasselbe wieder verließ, um Schi-pi-ku-pi-neß meinen versprochenen Besuch abzustatten.

Es war ein prächtiger klarer Wintertag, als ich, über den gefrorenen, unter den Schritten klingenden Schnee schreitend, mich dem Tepee des Medizinmannes zuwandte. Die Schneedecke glitzerte im goldenen Sonnenschein, und die Tepees und ein dahinter liegendes größeres Haus, das ich vorher nicht bemerkt hatte, und das, wie ich vermutete, das Versammlungshaus des Stammes war, warfen blaue, wunderbar abgetönte Schatten.

Das Zelt des Medizinmannes war wie mehrere andere über dem Segeltuch noch mit einer Anzahl Tierfellen behangen Der Platz über dem Eingang war aber frei und zeigte das Pa-wa-kun des Bewohners, eine braune Wolke mit einem gelben Zickzack, das zweifellos einen Blitz darstellen sollte. Diese Pa-wa-kuns findet man fast über jedem Tepeeeingang, und wenn sie auch hauptsächlich in dem Glauben angebracht sind, dem Bewohner dadurch den Schutz der ihn kontrollierenden gewaltigen Naturkraft zu sichern, so dienen sie dem Eingeweihten auch gleichzeitig gewissermaßen als Namensschild.

Neben dem Pa-wa-kun tragen die Tepeewände Darstellungen hervorragender Ereignisse aus dem Leben des Besitzers. Diese waren aber in dem gegenwärtigen Falle durch die jetzt darüberhängenden Felle verdeckt, und so blieb ich leider unbekannt mit vielen der großen Taten, die der Braune Donner im Leben vollbracht hatte. Das Pa-wa-kun wird aber niemals verdeckt. Das verbietet die Ehrfurcht vor der geheimnisvollen Naturkraft.

Die Zeichnung derselben braunen Wolke mit dem Blitz trug auch der Medizinsack, der an einer schräg angebundenen Stange hing und von der frischen Winterbrise in leichter Bewegung gehalten wurde.

Schi-pi-ku-pi-neß schien seinen ärztlichen Beruf mit seiner Squaw gemeinsam auszuüben, denn als ich nach dem erforderlichen Anruf das Tepee betrat, sah ich beide mit dem Sortieren von Wurzeln und Kräutern beschäftigt. Der Anruf wäre übrigens kaum nötig gewesen, denn die Leibgarde seiner Hunde hatte mich bereits angemeldet.

Es scheint eine Gewohnheit fast jedes indianischen Medizinmannes zu sein, stets eine ganze Sammlung dieser an Frechheit und Nichtsnutzigkeit kaum noch zu übertreffenden Köter zu halten, so daß es immer eine ziemliche Courage und einen derben Knüttel erfordert, sich ihrer Behausung zu nähern. Das schlimmste dabei ist die absolute Indifferenz, mit der ein solcher indianischer Heilkünstler die Not seiner Besucher mit ansieht. Erst im letzten Augenblick, wenn dieser tatsächlich in Gefahr steht, von den vierbeinigen Scheusalen in Stücke gerissen zu werden, entschließt er sich, dazwischenzufahren.

Die Medizinweiber, die in vielen Kamps ihre Kunst ausüben, zeichnen sich in dieser Beziehung ganz besonders aus, denn ihre Hundemeute ist in der Regel noch zahlreicher und noch boshafter.

Schi-pi-ku-pi-neß und seine Squaw saßen auf ihren Lagerstätten.

Er trug enge hirschlederne Beinkleider mit breiten bunten Streifen, welche die reichliche Krümmung seiner Beine deutlich erkennbar machten, und ebensolche Mokassins. Der Oberkörper war mit einer Lederjacke bekleidet, deren Nähte mit Fransen aus gleichem Material besetzt waren. Das schwarze Haar war in ruppig aussehende Zöpfe geflochten, und das Haupt schmückte ein hoher Stutz von Adlerfedern. Sein Gesicht war eine echte Sioux-Physiognomie, unförmlich groß, mit breiter Nase und ebensolchen Lippen, eine nationale Gesichtstype, die an Unschönheit nur noch von derjenigen der Blut- und der Schwarzfußindianer übertroffen wird.

Die Squaw trug einen weiten blauen Rock, mit einem breiten roten Streifen am Schweif, eine weitärmlige Bluse, die aber zum Teil unter einem bunten Brusttuche verborgen war, und als besonderen Luxus eine Art Schal aus Stachelschweinkielen, deren kleinere wie ein flacher Kragen um den Hals liefen, während die aneinander gereihten großen in einem breiten Streifen bis nach unten fielen. Der Kopf mit dem augenscheinlich nur mit den Fingern gekämmten Haar war unbedeckt, und die Füße steckten in hohen pelzgefütterten Mokassins. In bezug auf das Gesicht hatte sie vor dem Herrn Gemahl nichts voraus. Es zeigte den weiblichen Siouxtypus, dessen Gesichtsform kurz und breit ist.

Sie waren beide offenbar auf Besucher vorbereitet, denn wenn ihre Tracht auch nicht volle Gala war, so gehörte der Federstutz des Mannes wie die Stachelschweinsrobe der Frau doch keineswegs zur gewöhnlichen Haustracht· Ich nahm daher an, daß ich zur regelmäßigen Sprechstunde gekommen sei.

Der Fußboden war reinlich mit Heu bedeckt, und an den Wänden hingen eine Anzahl Kräuterbündel und das ärztliche Instrumentarium, das der Hauptsache nach aus einem reichlich großen Si-si-quan (Medizinknarre), sowie einer abscheulichen Maske mit Hörnern bestand. Die Anwendung dieser Instrumente ist aus der Mode gekommen, die älteren Indianer glauben aber noch fest an ihre Wirksamkeit.

Kräuter und Wurzeln lagen auch auf der Erde um die beiden Heilkünstler herum, zum Teil waren sie bereits, zu kleinen Bündeln geformt, in weiches Hirschleder gewickelt. Die Außenseite des Leders war mit verschiedenen Farben bemalt, so daß sie leicht voneinander unterschieden werden konnten. Blaue, rote und gelbe Streifen an den Bündeln bezeichneten sie als Magenkräuter, Rheumatismuskräuter oder Kräuter gegen Kopfschmerzen.

Meine Begrüßung wurde von den beiden »Kollegen« freundlich genug erwidert, und sie standen auch auf und reichten mir die Hände, eine Höflichkeit, die ich von ihnen kaum erwartet hatte.

Bevor wir zu einer lebhafteren Unterhaltung kamen, mußte erst das übliche Rauchopfer dargebracht werden. Meinerseits bestand es in einer Zigarette, der Braune Donner dagegen brachte aus irgendeinem Winkel – denn solche gibt's auch in den runden Tepees, da durch quer gehangene Draperien verschiedene Abteilungen geschaffen sind, durch die besonders auch die Lagerstätten voneinander getrennt werden – eine Pfeife von merkwürdiger Form hervor. Es war geradezu ein Kunstwerk, dessen Herstellung bei dem Mangel aller geeigneter Werkzeuge ungemein viel Mühe gekostet haben mußte. Der Kopf war einfach aus einem Astwinkel der wilden Kirsche geschnitzt und ausgehöhlt, das Bemerkenswerteste daran war aber das lange, aus einem einzigen Stück rotem Sandstein bestehende Rohr, das in gleichmäßigen, glatt polierten Spiralen bis zu dem elegant zurechtgeschliffenen Mundstück verlief.

Die Füllung bestand aus Tabak und dem getrockneten Mark der roten Weide, die Schi-pi-ku-pi-neß aus zwei Blechbüchsen hervorholte und sorgfältig untereinander mischte. Er hatte in dieser Beziehung der modernen Kultur augenscheinlich erst ein halbes Zugeständnis gemacht und dem getrockneten Weidenmark in der Zeit, als es für den roten Mann kaum jemals Tabak gab, so viel Geschmack abgewonnen, daß er es auch jetzt noch nicht vollständig aufgeben mochte.

»Dead Body, den ich oft in Southey getroffen, hat mir von dir erzählt,« leitete ich das Gespräch ein. »Du hast ihn ja gut zusammengeflickt. Er sagte mir, du seiest ein weiser Mann, von dem ich noch viel lernen könne.«

Er tat erst verschiedene Züge aus seiner Pfeife, bevor er sich zu einer Antwort herbeiließ.

»Wo kommst du her?« fragte er dann.

»Von über dem Wasser,« entgegnete ich.

»Haben die Muskick-ki-wi-ni-ni in deinem Lande die Gewohnheit, jedem ihre Geheimnisse preiszugeben?«

»Sicher,« erwiderte ich. »Wir wollen dem Kranken helfen. Und wenn der eine etwas entdeckt hat, sagt er es deshalb allen anderen.«

Eine derartige Auffassung der Dinge schien ihm unverständlich zu sein.

»Dann sind wir Indianer anders. Wir behalten unsere Geheimnisse für uns. Die Kranken sollen zu uns kommen – und nicht zu den andern gehen.«

»Bei uns ist es gerade umgekehrt,« log ich dreist, »wir freuen uns, wenn die andern recht viele Kranke haben.«

Er blies wieder einige Rauchwolken vor sich hin, durch die hindurch er mit einem merkwürdigen Blick auf mich schielte.

»Wie kann dann jemand bei euch Muskick-ki-wi-ni-ni werden, wenn ihr ihm eure Künste nicht lehrt?« frug ich weiter.

»Er kommt als Schüler zu uns – und bezahlt dafür.«

Das war's also. Ich hatte längst gemerkt, worauf die Redereien des alten Gauners hinausliefen. Ich griff deshalb in meine Tasche und holte eine Zehndollarnote heraus, die ich ihm reichte.

»Ich habe natürlich nicht erwartet, daß ein so weiser Mann wie du seine Geheimnisse umsonst preisgeben wird,« erklärte ich ihm dabei. »Hier ist ein Anfang. Ich habe noch mehr von der Sorte.«

Er nahm die Banknote und betrachtete sie genau, bevor er sie in die Tasche seiner Lederhose schob. Daß er seine Mitteilungen genau nach dem Werte der erhaltenen Summe abschätzen würde, war mir klar. Aber an seinen sogenannten Geheimnissen lag mir überhaupt nichts, denn ich war sicher, daß mir die meisten überhaupt keine Geheimnisse waren, und wenn er vielleicht auch Kräuter anwandte, die mir nicht bekannt waren, so kannte ich wieder andere, deren Wirkung von der der seinigen sicher nicht übertroffen werden konnte. Ich hatte bereits einige, die an den Zeltpfählen hingen und auf dem Boden lagen, erkannt. Es waren die bekannte Witch-Hazel ( Hamamalis), dann die Ginsengwurzel, welcher der Aberglauben alle möglichen Wirkungen beimißt, das Fußblatt ( Rhizoma podophilli) und ein anderes, der Familie der Bryoniae angehörendes Kraut, dessen Namen ich nicht kannte, von dem ich aber wußte, daß es ein Harz enthielt, das einige Stunden nach dem Genuß fürchterliche kolikartige Schmerzen im Unterleibe hervorruft, ohne aber eine direkte Giftwirkung zu besitzen.

»Was willst du wissen? Frage!« entgegnete er dann.

Ich war entschlossen, ihn nur über Dinge zu befragen, deren Mitteilung er mit zehn Dollar als reichlich bezahlt erachten mußte, denn mir lag mehr daran, mit ihm auf einen guten Fuß zu kommen, als an irgend etwas anderem. Ich fragte ihn daher zunächst, wie die Medizinmänner der Sioux ihre Kunst erlernen.

Obwohl die Indianer in der Regel eine stoische Schweigsamkeit üben, die bei ihnen aber weder Natur, noch etwa das Resultat langsamen Denkens ist – denn sie zeigen in den Versammlungen oft recht beachtenswerte rhetorische Künste – so ließ sich auch Brauner Donner unter dem befreienden Einflusse von zehn Dollar herbei, mir ziemlich im Zusammenhange zu erzählen, daß dies keineswegs eine private Abmachung zwischen Lehrer und Schüler sei, sondern daß die Aufnahme dieser letzteren mit einigen kleinen Abweichungen unter denselben Zeremonien erfolge, wie bei meinen Freunden, den Kris, in deren Lager ich bereits einmal einer solchen Immatrikulationsfeier beigewohnt hatte.

Sie wird von den Indianern Medizintanz oder auch Hundefest (Mi-ta-win) genannt und findet in der Regel im Sommer statt, weil sie in einer großen, aus Bäumen und Baumzweigen errichteten Hütte abgehalten wird. Diese hat gewöhnlich die Form eines langgestreckten Dreiecks mit einer Eingangsöffnung an beiden Enden. Weitere Öffnungen befinden sich im Dach, um dem Rauch des Feuers Abzug zu gewähren, das in der Mitte angezündet wird.

Gewöhnlich wird die Feier von den Medizinmännern veranstaltet, und andere Indianer nehmen nur selten teil daran, obwohl ihre Anwesenheit nicht unbedingt ausgeschlossen ist, ein Umstand, dem ich es zu verdanken hatte, daß ich bei den Kris eine solche Feier mit hatte ansehen dürfen.

Die neuen Aspiranten für den Beruf eines Muskick-ki-wi-ni-ni, Frauen wie Männer, haben vorher über eine Lehrzeit mit einem der älteren Jünger dieser Kunst zu verhandeln und dafür je nach dem Rufe, den dieser sich zu schaffen verstanden hat, zu zahlen.

Bei Beginn des Festes wird ein großes Feuer in der Mitte des Versammlungshauses angezündet, und auf einer Seite, gewöhnlich nah dem Eingang, nehmen eine Anzahl Frauen und Männer Platz, welche die Musik zu liefern haben. Diese besteht aus Gesang und Trommelschlag, und wenn sie auch ohne jedes musikalische Kunstverständnis ausgeführt wird, so mischen sich doch die merkwürdig schrillen, aber angenehm abgetönten Stimmen der Frauen keineswegs unharmonisch mit den tieferen der Männer.

Jeder der Tänzer ist im Besitze eines kleinen ausgestopften Tieres wie Nerz oder Wiesel, das am Ende eines langen dünnen Stockes befestigt ist, und während sie um das Feuer herumtanzen, fahren sie den Umsitzenden mit diesen Medizin-Amuletten ins Gesicht. Die Zuschauer beobachten die Bewegungen der Tänzer mit der gespanntesten Aufmerksamkeit, und sobald einer von diesen ihr Gesicht mit seinem Fetisch berührt, beugen sie das Haupt als Gegenzauber gegen die üblen Wirkungen, die der Fetisch sonst unfehlbar auf sie ausstrahlen würde. Sie glauben bestimmt, daß sich bald ein fester Knoten in ihrem Halse bilden würde, wenn sie das Haupt nicht neigten. Und diese Geschwulst würde dann wachsen und wachsen, bis sie schließlich den Tod des Behexten herbeiführte. Unter diesen Umständen ist die Spannung, mit der die Zuschauer die Bewegungen der Tänzer verfolgen, erklärlich.

Die rücksichtsvolleren Tänzer machen von dieser Übung nur selten Gebrauch. Aber die älteren Medizinmänner und diejenigen ihrer Jünger, die das Ritual des Mi-ta-win aufs schärfste beobachten wollen, kennen darin meist keine Schonung und setzen selbst ihre besten Freunde der Gefahr aus, auf diese Weise ein vorzeitiges schreckliches Ende zu finden.

Die Festmahlzeit besteht aus Hundefleisch, woraus sich auch der Name Hundefest erklärt. Die Tötung der Hunde wird von den Medizinmännern nach einer bestimmten Vorschrift ausgeführt. Sie werden aufgehangen, und wenn sie tot sind, wird ihnen nicht etwa das Fell abgezogen, sondern nur die Haare werden im Versammlungshause abgesengt. Dann wird der Kadaver über dem Feuer geröstet und in Stücke zerschnitten. Die Medizinmänner als die Würdenträger der Versammlung nehmen sich ihren Teil zuerst, den Rest erhalten die übrigen Anwesenden.

Es gilt als eine große Ehre und Auszeichnung, mit den Medizinmännern bei einer solchen Gelegenheit Hundefleisch genossen zu haben, und daher wird Bedacht darauf genommen, daß jeder Anwesende ein Stück erhält.

Nach Beendigung des Festes, das in der Regel vier oder fünf Tage dauert, bringen die Teilnehmer ihrem Pa-wa-kun alle möglichen Geschenke dar, die an Stangen oder Bäumen und womöglich an einem erhöhten Stück Land aufgehangen werden. Sie bestehen aus wollenen Decken, rotem oder blauem Kattun, Mokassins oder anderen Kleidungsstücken, Gewehren, Kochtöpfen und anderem mehr.

Während diese dem Pa-wa-kun oder Schutzgeiste dargebrachten Geschenke wochen- und monatelang an ihrem Orte bleiben, werden für Kitschi-Manitu Opfer von Medizinen in der Umgebung des Kamps in die Erde gegraben, damit er dem Geber größere Geschicklichkeit in seiner Kunst verleihe.

Kein Indianer würde wagen, diese Medizinopfer anzutasten, da das sicheres Unglück bringt. Häufig genug besteht diese Medizin aus starken Giften. In solchen Fällen ist sie Matschi-Manitu, dem bösen Geist, gewidmet, der dann als Gegenleistung allen Feinden des Geschenkgebers das größte Unheil zufügen muß. Der Umstand, daß diese Medizinen häufig Gifte sind, mag viel dazu beitragen, daß sich niemand an ihnen vergreift.

Schi-pi-ku-pi-neß konnte es sich nicht versagen, bei Beendigung seiner Erklärungen einigen andern Medizinmännern, die, namentlich unter den Vertragsindianern, bereits anfangen, ihre alten guten Sitten zu vergessen und Schüler ohne die Formalität eines Mi-ta-win anzunehmen, einen Seitenhieb zu versetzen.

»Du kannst sie doch strafen,« antwortete ich ihm. »Du bist ein weiser Mann. Warum tust du ihnen nicht eine ›böse Medizin‹ an?«

»Ich bin der beste Muskick-ki-wi-ni-ni im Lande,« erklärte er mit Nachdruck, »ich kenne die Geheimnisse der Erde und des Himmels, und mein Pa-wa-kun hat mich Dinge gelehrt, die kein anderer weiß. Aber, was kannst du gegen einen Muskick-ki-wi-ni-ni tun? Er hat doch seinen Gegenzauber.«

Richtig! Daran hatte ich gar nicht gedacht. Also die Fähigkeit des Braunen Donners, jemand aus der Entfernung Böses anzuwünschen, unterlag keinem Zweifel, nur hielt er es nicht für wert, sie einem anderen Medizinmanne gegenüber anzuwenden. Natürlich nicht, weil dieser den Rummel kannte und von der Wirkungslosigkeit überzeugt war, sondern nur, weil er ein Gegenmittel besaß, um sie sofort unwirksam zu machen. An schlauer Logik fehlte es dem Braunen Donner offenbar nicht.

»Ich weiß, daß du ein großer Muskick-ki-wi-ni-ni bist,« fuhr ich fort, »und deshalb fällt es mir auf, daß du noch die Maske und die Si-si-quans benutzst. Diese Dinger sind doch schon von den meisten Muskick-ki-wi-ni-nis aufgegeben, und du kannst doch schließlich keinen Kranken dadurch heilen, daß du ihn mit dieser Matschi-Manitu-Maske Furcht einjagst oder mit der Knarre Skandal machst.«

»Kann ich nicht?« fragte er höhnisch und mit überlegener Weisheit. »Sage mir, habt ihr in eurem Laude nur ein Mittel für alle Krankheiten?«

»Sicher nicht.«

»Und wenn ihr einen Kranken gesund machen wollt, müßt ihr wissen, welches Mittel für seine Krankheit paßt?«

»Ganz recht.«

»Und wenn ihr ein Mittel anwendet gegen eine Krankheit, für die es nicht paßt, dann könnt ihr dem Kranken nicht helfen?«

»Das ist richtig.«

»Siehst du, so ist es mit der Maske. Die andern Muskick-ki-wi-ni-nis verstehen nicht, für welche Krankheit sie gebraucht werden muß. Sie sind zu dumm dazu. Wenn jemand von einem Wien-de-go besessen ist, so hilft diese Maske besser als alles andere.«

Die Indianer glauben, daß die an vorangeschrittener Hysterie sowie an Epilepsie oder Geisteskrankheit Leidenden von dem Geiste eines Kannibalen (Wien-de-go) besessen seien. Die Behandlung entspricht diesem Aberglauben. Der Medizinmann stülpt sich die Teufelmaske mit den Hörnern über den Kopf, kleidet sich in Felle und fährt nun, indem er dabei schreckliche Töne von sich gibt, auf den Kranken los, weil der Geist, von dem er besessen ist, dann Furcht bekomme und ausfahre. In Fällen von Hysterie ist es schon möglich, daß sich dieses Mittel hin und wieder von Erfolg erweist, und Schi-pi-ku-pi-neß glaubte vielleicht auf Grund einiger derartiger Erfolge tatsächlich an die Wirksamkeit dieser merkwürdigen Behandlungsmethode. Denn da nach dem Pflügerschen Gesetz jeder größere Nervenreiz den kleineren auslöst, so war es gar nicht unmöglich, daß ein an Hysterie leidender Kranker durch die Furcht vor der Teufelsfratze, unterstützt durch seine abergläubische Überzeugung von der Macht des Muskick-ki-wi-ni-ni, geheilt wurde, indem der größere psychische Reiz der Furcht den vorhandenen kleineren auslöste und die Nervenspannung behob.

Epilepsie und Geisteskrankheit konnten durch eine solche Methode natürlich nicht gebessert werden.

»Ein gebrochenes Bein kann ich mit der Maske nicht heilen,« fuhr Brauner Donner fort, »aber den Wien-de-go, der ihr widersteht, möchte ich sehen.«

»Aber die Si-si-quans?« fragte ich weiter. »Soviel ich weiß, wendet ihr die an, wenn ein Kranker im Fieber liegt und irre redet. Wir sind der Meinung, daß ein solcher Kranker zu allererst Ruhe braucht, und ihr macht ein Geräusch mit eurer Klapper, daß einem Gesunden dabei Hören und Sehen vergehen könnte.«

Brauner Donner lächelte überlegen·

»Das zeigt, wie weit ihr noch zurück seid!« meinte er. »Sieh, wenn es im Sommer recht lange heiß gewesen ist, viele Sonnen lang, dann werden die Bäume, die Blumen und das Gras matt. Ist es nicht so?«

»Ganz sicher.«

»Und was tut nun der Große Geist, sie wieder zu kräftigen? Er schickt ihnen den Donner, den Blitz und den Regen – und nach einer Weile sind sie wieder frisch und gestärkt und leben wieder. Der Große Geist erweckt die Pflanzen durch den Donner, und wir versuchen die Kranken durch die Si-si-quans zu erwecken und geben ihnen Medizin zu trinken, wie der Große Geist den Pflanzen den Regen sendet.«

Das war wieder logisch. Nur schade, daß ich dem alten Burschen nicht begreiflich machen konnte, daß die Wahrheit der Logik noch lange nicht auch die Logik der Wahrheit ist und daß, wenn die armen Kranken die Behandlung überlebten, sie das ganz sicher mehr den ihnen gleichzeitig verabreichten Kräuterabkochungen als der Medizinknarre zu verdanken hatten.

»Ich sehe, wir können wirklich noch viel von euch lernen,« bemerkte ich, aber der leise Sarkasmus, in den ich meine Worte gekleidet hatte, war an ihm verloren. »Ihr seid viel mächtiger als wir, denn ich habe auch gehört, daß ihr Liebestränke besitzt, durch die jeder junge Mann und jedes junge Mädchen sich die Neigung einer andern Person sichern kann. Das können wir nicht.«

Er nickte gravitätisch.

»Du hast recht gehört.«

Es ist in der Tat ein häufiges Vorkommnis, daß die indianischen Medizinmänner in unglücklichen Liebesangelegenheiten von den Stammesangehörigen in Anspruch genommen werden. Und nicht nur von Stammesangehörigen, sondern auch gar nicht selten von Weißen.

Unter diesen Umständen kann es nicht wundernehmen, daß die Indianer so fest von der Macht der geheimen Künste ihrer Medizinmänner auch in dieser Beziehung überzeugt sind. Und der Glaube bringt den Erfolg, während in dem Kreislauf von Ursache und Wirkung die beobachteten Erfolge wiederum den Glauben verstärken. Die Erklärung für die Erfolge ist aber eine recht natürliche. Denn wenn irgendeine von den indianischen Schönen vernimmt, daß ihr zurückgewiesener Anbeter in seiner Not die Hilfe des Medizinmannes nachgesucht habe – und es wird in der Regel dafür gesorgt, daß sie davon Kenntnis erhält – beginnt sie sofort andere Saiten aufzuziehen. Das wird dann natürlich als ein Erfolg der Medizin angesehen, während es in Wirklichkeit nichts anderes ist, als die heillose Furcht vor der »bösen Medizin« des Muskick-ki-wi-ni-ni, die ihr dieser, wenn sie noch weiter widerspenstig bleibt, sicher antun würde.

»Du sollst mir natürlich nicht sagen, welche Medizin du dafür gebrauchst,« fuhr ich fort, »denn ich sehe ein, das Geheimnis ist zu wertvoll, als daß du es so ohne weiteres verraten könntest, aber wie ist es, wenn der andere Teil die Medizin nicht nehmen will?«

»Er hat sie gar nicht zu nehmen,« war die Antwort. »Ich habe zwei Figuren, die ich mir aus Ahornholz geschnitzt habe, das man aus dem Walde holen muß, wenn der Mond voll steht. Die eine stellt den Burschen vor, die andere das Mädchen. Die bespritze ich mit der Medizin. Wer zu mir kommt, muß mir Haar mitbringen vom Kopfe der Person, deren Liebe er wünscht. Mit diesem binde ich die Figuren zusammen und wickele sie dann in die Haut eines ungeborenen Kalbes. Der Bursche oder das Mädchen müssen sie dann bei sich tragen, bis der Zauber gewirkt hat.«

»Und wenn er nun nicht wirkt?«

»Dann ist es schlimm für die Person, denn sie würde jahrelang an bösen Kopfschmerzen leiden.«

Das erklärte mir wieder, warum die Indianer, besonders die jungen Mädchen, ihre ausgefallenen Haare stets sorgfältig verbrennen und die Zöpfe, nachdem diese einmal geflochten sind, so selten wieder auflösen.

Auch die Bemerkung von den jahrelangen Kopfschmerzen als Folge der Widersetzlichkeit gegen den Medizinmann erschien mir durchaus nicht als leere Phrase. Es war ganz wahrscheinlich, daß der alte Halunke aus irgendeiner Pflanze ein Nervengift bereitete, das die geschilderte Wirkung besaß und das der verschmähte Liebhaber dann seiner Schönen auf irgendeine hinterlistige Weise beibrachte.

Die Resultate einer anderen Muschis-mus-ki-ki (böse Medizin) hatte ich bereits einmal bei den Kris beobachtet. Sie wird zur Ausführung gemeiner Racheakte benützt, denn, über das Gesicht gestrichen, färbt sie es vollständig schwarz. Zur Ausführung eines solchen Racheaktes ist es nur nötig, daß man den Gegner schlafend findet oder ihn betrunken macht, was nicht schwer ist, wenn man die nötige Quantität Whisky zur Verfügung hat. Das arme Opfer ist dann für das ganze Leben verunstaltet.

Das Auffallende bei der Sache ist nur, daß die Medizinmänner und -weiber häufiger als die anderen Indianer von einem solchen Mißgeschick heimgesucht werden, aber das mag seinen Grund in der unglaublichen Eifersucht haben, die unter ihnen herrscht.

Die Indianer sind meist freundlich und gefällig untereinander, aber sie sind zugleich sehr empfindlich, und wenn der eine, vielleicht ohne jede böse Absicht, über einen anderen eine Bemerkung gemacht hat, die diesem Spott und Hohn einbringt oder zu unliebsamem Geschwätz im Dorfe Veranlassung gibt, so fühlt er sich tödlich beleidigt und brütet über der Kränkung, bis ihm diese ganz ungeheuer erscheint. Das Verlangen nach Rache, eine Konsultation mit dem Medizinmanne und die Anwendung des Giftes sind dann die nicht ungewöhnlichen Folgen.

Daß die Achtung vor den Medizinmännern mit einem guten Teil Furcht gemischt ist, braucht unter diesen Umständen nicht wunderzunehmen, und ebensowenig, daß sich im Stamme stets Leute finden, die darauf brennen, ihnen eins auszuwischen, infolgedessen sich vielleicht der Muskick-ki-wi-ni-ni eines schönen Morgens um ein Pony ärmer findet, das er vielleicht erst am Tage vorher gegen eine solche böse Medizin eingetauscht hat.

Mein Besuch bei dem Braunen Donner hatte sich ziemlich in die Länge gezogen, und wenn mir seine Mitteilungen, denen er noch eine ganze Reihe anderer hinzufügte, auch ganz interessant waren, so lag mir doch an ihnen viel weniger, als daran, etwas über Minnehaha zu erfahren.

Ich hatte immer gehofft, er würde selbst davon beginnen, aber darin sah ich mich getäuscht. Selbst eine direkte Frage nach ihr zu stellen, schien mir im Augenblicke noch nicht ratsam, denn ich rechnete darauf, daß die alte Indianerin, die mir Gastfreundschaft gewährte, inzwischen vielleicht über ihren Aufenthalt etwas erfahren hätte. Ich wollte durch Voreiligkeit nichts verderben und dachte, mein Verhalten würde mir klarer sein, wenn ich erst eine Unterredung mit dem Mädchen gehabt hätte.

Ich empfahl mich daher von dem roten Herrn Kollegen und seiner Squaw mit dem Versprechen, ihnen am nächsten Tage wieder einen Besuch zu machen, und begab mich nach dem Tepee der alten Indianerin zurück.

Sie war allein, als ich es betrat.

»Hast du etwas erfahren, wo Minnehaha ist?« war meine sofortige Frage.

»Nichts,« war die Antwort. »Der Junge ist fast in allen Tepees gewesen. Man achtet nicht auf ihn.«

»Und er hat nichts erfahren?«

»Nichts.«

»Hat denn niemand wenigstens von ihr gesprochen?«

»Nein.«

»Das ist auffällig. Findest du nicht auch?«

»Es ist.«

»Wo ist dein Sohn jetzt?«

»Wieder fort.«

Es war spät abends, als er endlich zurückkehrte. Die Alte fragte ihn nur mit einem Blicke, den er durch ein Kopfschütteln beantwortete.

Das war genug, mir die Erfolglosigkeit seiner Kundschafterei klarzumachen.

Nunmehr war ich entschlossen, am andern Tage die Entscheidung herbeizuführen.


 << zurück weiter >>