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78.
Viel Narren sind wohl reif zum Drücken,
Die Toren sind in manchen Stücken,
Denen sitzt der Esel auf dem Rücken.

Von niedergedrückten Narren

So viele sind im Narrenorden,
Ich wäre fast vergessen worden versessen worden, d. h. sitzen geblieben und dadurch übersehen worden.
Und um des Schiffes Abfahrt kommen,
Hätt ich des Esels Ruf nicht vernommen.
Ich bin, den alle Dinge drücken,
Will mich in einen Winkel bücken,
Ob wohl der Esel vorbei will gehn,
Nicht stets auf meinem Rücken stehn,
Und wenn ich nur Geduld recht hab,
Hoff ich, vom Esel zu kommen ab.
Doch hab ich sonst Gesellen gut,
Die drückt das, was mich drücken tut:
Der etwa folgt nicht gutem Rat,
Der zürnt, wenn er nicht Ursach hat;
Der kaufet Unglück, trauert ohn Grund,
Der lieber Streit hat als ruhige Stund';
Der seiner Kinder Mutwillen gern sieht,
Der hält mit dem Nachbarn keinen Fried';
Der leidet, daß der Schuh ihn drückt,
Die Frau ins Wirtshaus nach ihm schickt –
Die gehören all ins Narrenbuch.
Wer mehr verzehrt, als er gewinnt,
Und borget viel, was ihm zerrinnt,
Wer seine Frau führt andern vor,
Der ist ein Narr, Gauch, Esel, Tor;
Wer bedenkt die Menge der Sünden sein,
Und was er drum muß leiden Pein,
Und kann doch fröhlich sein damit,
Der taugt nicht selbst zum Eselritt –
Es muß der Esel auf seinen Rücken,
Um ihn zu Boden ganz zu drücken.
Der ist ein Narr, der das Gute sieht
Und doch nicht vor dem Bösen flieht.
Hiermit sind viele Narren berührt, gerürt, d. h. getroffen.
Die dieser Esel mit sich führt.


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