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Bonifacius in Libtitz (Leipzig).

Es ist dies Gedicht nur als Legende zu betrachten, wenn auch mehrere alte Chronisten berichten, daß Bonifacius diesseits und jenseits der Saale das Evangelium gepredigt habe. Vogel in seinen Leipz. Annalen (S. 2) führt einige dieser Gewährsleute an.

(Legende.)

Als Winfried zog von Ort zu Ort
Und predigte sein heilges Wort,
Kam er auch von der Saale Strand
Hernieder in das Osterland,
Wo an der Pleiß' ein Schlößlein nickt,
Einladend ihm ins Auge blickt:
Das Schlößlein Libtitz, das als Braut
Sich jüngst Libussa hier erbaut.
Es lugt' der Warte Thurm und Thor
Aus grünem Lindenwald hervor,
Durch den die Pleiße klar sich wand,
Wo friedlich Hütt' an Hütte stand.
Hier lebt' ein Häuflein Sorben frei
Von Fischfang und von Jägerei. –
Der Hessenapostel kam und sah
Ein großes Heidenfest allda.

Ein Götze, Flintzius genannt,
Ward wild von Alt und Jung umrannt,
Geopfert ward auf rundem Stein
Und Lärm und Jubel mischt sich drein:

»Wir treiben den Tod, den Tod hinaus,
Den alten Weibern in Hof und Haus,
Den reichen in Kisten und Kasten,
Nun laßt uns opfern und rasten!« –

Kaum hört' dies Bonifacius,
Schritt er hinzu mit ernstem Gruß.
Nicht fürchtet er der Heiden Drohn,
Er spricht dem finstern Götzen Hohn
Und predigt frei das Wort des Herrn,
Verkündend Christi Gnadenstern.
Das Kreuz hebt er mit fester Hand,
Den Blick zum Himmel fromm gewandt.
Und sieh! ein Glorienschein umflicht
Das Haupt, das für den Heiland ficht,
Verklärt die Linden rings umher,
Ihr Laub erglänzt als Lichtermeer.
Die Heidenschaar zurückgeschreckt
Fällt auf die Knie, vom Geist erweckt,
Und der erhobnen Hand entsinkt
Das Messer, das zum Morde blinkt.

Als Bonifacius im Gebet
Des Christenglaubens Saat gesät,
Und so das Fischervolk belehrt,
Daß sie zum Kreuze sich bekehrt:
Schritt er voll kräftgen Eifers ein
Und stieß den Götzen von dem Stein.
An selber Stelle baut' er drauf
Das Sankt Jacobuskirchlein auf.



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