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II

In Cerdova blühen die Anemonen um dieselbe Zeit wie in Nordschweden. Ein milder Seewind, der vom Sund her wehte, fegte die letzten Schneereste von den ungepflasterten Straßen, und der Cooper-River wälzte schäumend gewaltige Wassermassen ins Meer. Der Mai des Jahres 1908 weckte endlich in diesem vom Frost gebannten Lande das Ahnen eines kurzen Sommers.

Sie marschierten schweigend, Franz Henne und Korbin Holzer, einfach dem Flußlaufe nach. Ohne ein festes Ziel. Im Mai war auch diese Einöde schön. Zwischen der Küste und dem Yukon lag Gold. Nirgends auf der ganzen Welt war in so kurzer Zeit so viel Gold gefunden worden wie hier. Selbst die australischen Goldfelder waren nicht so ergiebig gewesen wie dieses rauhe Land im hohen Norden des amerikanischen Kontinents. Nach Nordosten ging der. Marsch. Ein wahres Glück war es, daß Korbin an einen Kompaß gedacht hatte; so konnten sie wenigstens feststellen, wohin sie liefen. Korbin machte sich in sein Notizbuch eine rohe Geländeskizze, wie er das beim guten alten Quellacasa auf dem Gymnasium zu Brixen gelernt hatte. Er bedauerte jetzt manchmal, daß er in den Stunden dieses sonderbaren alten Herrn zumeist ein wenig geistesabwesend gewesen war.

Die beiden zogen am Fuße eines Gebirgsstockes entlang, dessen Name ihnen unbekannt war. Vielleicht hatte er auch keinen. Die Prospectors, die von hier nach Norden gehen, nennen das Massiv, das im Mount Blackburn bis zu einer Höhe von 4300 Metern ansteigt, das Chugachgebirge. Der Fluß, der es durchschneidet, ist der Cooper-River. Die Gegend ist nicht das, was man unter Prospectors als ›klassisches Goldland‹ bezeichnet. Trotzdem sind mehrfach bedeutende Funde gemacht worden, und im Mac'Kitty-Claim, fünfzig Kilometer östlich des Mount Blackburn, ist man sogar zur bergmännischen Erschließung des Urgesteins übergegangen.

Der Cooper-River ist ein ganzes Netz von wilden Wasserläufen. Alle seine Quellflüsse führen Gold. In einem dieser Täler also wanderten die beiden nach Nordosten.

Sie kamen, von Cerdova, einem schmutzigen Goldgräbernest am Prinz-William-Sund. Eigentlich gehen die ›Prospectorsparties‹ zumeist von Valdez aus in die Berge. Aber Franz Henne hatte eigensinnig auf Cerdova bestanden. Er hielt diesen Ort für glückbringend, und Korbin Holzer war es schließlich gleichgültig, von welchem Orte aus er sein Glück versuchte. Um es noch klarer zu sagen: er hielt von beiden Orten nicht viel.

Unter einer überhängenden Wand, die Schutz gegen die rauhen Nordwinde bot, schlugen sie ihr Lager auf. Der spitze Kegel, in den die Wand auslief, wurde von Korbin das ›Goldkappel‹ getauft. Nicht, weil er in seinem Innern Gold vermutete, sondern in Erinnerung an den stolzen Wächter des Tribulaunjoches unterhalb des Großen Pflerscher, den die Buben von Sterzing unter seiner Führung mehr als einmal erklettert hatten. Leider hat sich die geographische Wissenschaft dieses Namens nicht bemächtigt: Noch heute ist dieser hochragende Felsen namenlos.

»Was sagst du dazu?« fragte Korbin eines Abends, als sie müde und zerschlagen von ihrer erfolglosen Arbeit im Flußbett heimkehrten in ihr Camp, und dazu wies er stumm auf seinen Packsattel.

»Wozu?«

»Daß es hier in dieser gottverlassenen Wildnis jemanden gibt, der in unserm Camp herumschnüffelt. Ich weiß zufällig ganz genau, daß ich den Sattel mit den Packtaschen heute früh unter meinen Schlafsack gelegt habe. Jetzt liegt er oben drauf. Da« – er öffnete die Verschlußschnalle und löste den Riemen – »die Tasche ist durchsucht worden, ich sehe es genau an der Wäsche; sorgfältig wieder zusammengelegt, aber doch nicht ganz in der alten Ordnung. Zu fehlen scheint nichts.«

Franz Henne prüfte hastig sein Gepäck. Auch sein Packsattel war geöffnet und sorgfältig wieder zugemacht worden; auch er vermißte nichts von seinem Eigentum.

»Was soll das bedeuten?« murmelte er betroffen. »Ein Kerl sucht nach dem Golde, das, wir noch gar nicht gefunden haben. Wir sollten Dina im Camp lassen, wenn wir den Fluß hochgehen!«

Dann war von diesem Zwischenfall nicht mehr die Rede. Acht Tage arbeiteten sie im Sande des Flusses, aber nirgends fand sich auch nur eine Spur von Gold.

Ziemlich entmutigt brachen sie das Lager schließlich ab und zogen weiter. Ihre Verpflegung war schon sehr zusammengeschmolzen. Sie mußten angeln gehen, um etwas für den Kochtopf zu haben. Fische gab es ja im Fluß die Menge, und es war nicht schwer, sie zu fangen. Im Verlaufe einer halben Stunde zog Korbin vier Stück aus dem Wasser, Riesenkerle, und er hatte nichts weiter am Angelhaken als ein Stück alten Käse. Franz war auch diese Arbeit zuviel. Er hatte sich darauf versteift, einen Bären zu schießen, weil ›mehr dran‹ sei als an so einer schäbigen Lachsforelle; aber es tat ihm kein Bär den Gefallen, sich sehen zu lassen. Selbst Vögel waren nur äußerst selten zu beobachten. Das Land schien völlig ausgestorben zu sein.

Nach einer beschwerlichen Wanderung von fünf Tagen gelangten sie an eine Stelle, wo sich der Fluß teilte. Es wäre schwer zu sagen gewesen, welches nun eigentlich der Hauptfluß und welches der Nebenfluß war. Mitten im vereinigten Flußbett erhob sich ein Felskegel, um den herum die Wasser strömten und tosten. Aber hinter diesem Kegel vereinigten sich die Läufe nicht wieder, sondern kamen aus verschiedenen Richtungen angebraust. Es war, als hätten sich zwei reißende Flüsse verabredet, sich bei diesem Felskegel zu treffen und nun gemeinsam jene Arbeit zu verrichten, die ihnen von Anbeginn der Schöpfung vorgeschrieben schien: die Zertrümmerung von Urgestein zu Geröll und Sand – wobei sie offenbar leider vergessen hatten, das Gold abzulagern, nach dem die beiden so sehnlich Ausschau hielten.

»Hier bleiben wir!« sagte Holzer ermunternd zu seinem Begleiter. »Da drüben ist wieder so eine schöne Wand, unter der wir geschützt sind gegen Wind und Regen. Wald ist auch in der Nähe. Von hier aus suchen wir die beiden Flußläufe noch eine Weile ab. Finden wir nichts, dann haben wir eben Pech gehabt wie tausend andere auch und kehren um.«

Franz Henne war einverstanden. Ihm war schon alles gleichgültig. Er glaubte nicht mehr an einen Erfolg, und Korbin war mit seinem Glücksgefährten eigentlich gar nicht recht zufrieden. Franz führte einen Kalender bei sich, in dem er die Tage abstrich, um ja mit der Zeit nicht in Unordnung zu geraten. Am 24. Mai errichteten sie das Lager an der Flußgabelung, und Franz ließ schon jetzt keinen Zweifel darüber, daß er am 13. Juni nach Cerdova zurückkehren werde, wenn, bis dahin nicht eine wirklich ergiebige Fundstelle aufgetan sei.

Korbin Holzer nahm zu dieser Haltung seines Partners keine Stellung. Franz war der Ältere – er mochte Mitte der Dreißig sein – und wohl auch der Erfahrenere, obwohl er ein verdammtes Geschick hatte, sich das nicht merken zu lassen. Wenn er zurückkehrte, konnte sich ja Korbin noch immer nach Gutdünken entscheiden. Eigentlich hatte er sich vorgenommen, den Sommer in den Bergen zu verbringen. Nun, man würde ja sehen, ob das Glück ihnen hold war. In Cerdova hätte man ihnen nicht viel Hoffnung auf die Gegend des Cooper-River gemacht. ›Grüne finden dort nichts, sie hätten denn ein Mordsglück‹ – hatte Mr. Cattle, der Landmesser, zu ihm gesagt. ›Gold ist natürlich in rauhen Mengen da, aber es gehört ein guter Blick dazu, es zu spüren, und den habt ihr alle beide nicht!‹ Wenig tröstlich und gar nicht ermunternd – aber Franz Henne hatte nun einmal auf dieser Gegend bestanden.

Am Abend eines arbeitsreichen Tages – Korbin briet eben ein paar schöne Forellen zum Nachtmahl – knurrte plötzlich Dina, die Wolfshündin, und starrte mit glitzerndem Blick in der Richtung des Gebüsches, das sich von der Wand aus nach dem Flusse hinzog. Franz Henne versuchte, das Tier am Stachelhalsband zu fassen, aber es riß sich los und stürmte aufgeregt davon. Im gleichen Augenblicke knackten die sperrigen, dürren Äste der Fichten, fünfzig Schritt von der Feuerstelle entfernt. Das Geräusch splitternden Holzes mischte sich mit dem raschelnden Laubes und rollender Steine. Rasch einbrechende Dämmerung tauchte den Lagerplatz bereits in den tiefen Schatten der überhängenden Felswand. Korbins Auge erkannte etwas Schwarzes, das sich wie ohne klares Ziel im Unterholz hin – und her bewegte, auf das wütende Geläut der Wolfshündin aber erkennbar wurde, bis sich seine Umrisse vom dunklen Hintergrund der Bäume deutlicher abhoben. Das drängte, plötzlich eines Zieles bewußt, rasch vorwärts und stand, noch ehe sich die beiden Männer eigentlich recht klar über ihre Lage geworden waren, auf den Klippen, die das Camp vom Walde trennten.

»Ein Grisly!« murmelte Franz erbleichend. »Er hat unsere Mulis gespürt. Wo ist die Winchesterbüchse?«

Mein Gott, ja, die Büchse hing auf einem der Packsättel, und nicht einmal geladen war sie! Verdammt – wer denkt auch daran, daß man in dieser gottverlassenen Gegend die Büchse braucht. Eine Schachtel Patronen hatte Korbin merkwürdigerweise in der Hosentasche. Er sprang zurück ins Zelt, um die Büchse zu holen; sah gerade noch, wie Franz mit seinem Colt aufgeregt in der Luft herumfuchtelte.

»Nicht schießen!« rief er ihm zu. Aber entweder hatte ihn Franz nicht verstanden, oder er hielt sich für so einen ausgezeichneten Schützen, daß er sich getraute, einen Grisly mit dem Colt umzulegen, kurz, rasch hintereinander krachten ein paar Schüsse – und das Elend war fertig. Der Bär richtete sich wütend auf, ging dann wieder zu Boden und raste mit einer Geschwindigkeit auf den harmlosen Schützen los, die man dem riesigen Tiere nie zugetraut hätte. Wie sich nachher herausstellte, hatte Franz den Bären an der rechten Schulter getroffen, und der plötzliche rasende Schmerz, die Detonation der Schüsse, das wütende Kläffen des Hundes, alles dies zusammen hatte das Tier in Raserei versetzt.

Mit zitternden Händen löste Korbin die Büchse aus den Riemen – sie war natürlich so fest verschnürt, daß er die letzten Widerstände mit dem Messer beseitigen mußte – und während er in Eile lud, sah er, wie Franz dem Flusse zurannte.

In diesem Augenblicke krachte ganz dicht hinter ihm ein Schuß. Der Bär richtete sich noch einmal auf, blickte wie verwundert um sich, ging dann in die Knie, ganz langsam – und rollte zur Seite.

»Nicht mehr schießen!« sagte eine ruhige Stimme hinter ihm. »Er ist tot; der Schuß ist ins Herz gegangen.«

Erschrocken blickte sich Korbin um.

Aus einer Felsspalte, die sich nach rückwärts schluchtartig erweiterte, trat ein Junge, den er auf höchstens sechzehn Jahre schätzte, soweit eine Schätzung in der Dunkelheit überhaupt möglich war. Halb indianisch, halb europäisch gekleidet, trug er auf dem Kopfe eine flotte Baskenmütze, die mit einer langen, starren Adlerfeder geschmückt war. Sein Gesicht war durch einen breiten, schmutzigen Pflasterstreifen entstellt, der sich von der linken Schläfe über die Wange bis zum Kinn herunterzog. Er lachte Korbin freundlich an und streckte ihm eine schmale Hand entgegen.

»Ein wenig überrascht, Mr. …?«

»Holzer. Der da« – er wies auf Franz, der langsam und ein wenig außer Atem vom Flusse heraufkam – »ist Mr. Henne. Prospectors, beide. Und was brachte Sie zum Schuß auf diesen alten Burschen, wenn man fragen darf?«

Der Junge lachte und zeigte eine Reihe schöner Zähne.

»Bin dem alten Burschen, wie Sie sagen, schon seit gestern abend auf den Fersen. Wollte mein Pferd schlagen, kam aber natürlich nicht 'ran. Ich sah Sie vor drei Tagen das Tal hochgehen und hier Lager machen. Dachte mir schon, daß der Grisly die Mulis bald heraushaben würde. Ist ja eine schlechte Zeit für Bären in dieser toten Gegend; müssen sich elend durchbringen mit Lachsen aus dem Cooper-River; wollen natürlich auch mal was anderes haben. Wenn sie ein Muli riechen, ist's um ihren sonst so guten Verstand geschehen. Stehe schon seit einer Stunde hinter Ihnen in der Schlucht und warte auf ihn. Er hat sich erst Mut angerochen. Bären sind von Natur nämlich sehr scheu; aber der Geruch muß doch zu verlockend gewesen sein. Wollte ihn eigentlich gar nicht schießen; dachte, Sie würden das besorgen. Aber als ich sah, wie Ihr Freund mit dem Colt loslegte, mußte ich annehmen, Sie hätten keine Büchse, und so entschloß ich mich rasch dazu, dem alten Herrn doch das Lebenslicht, auszublasen. Er gehört natürlich Ihnen, Mr. Holzer. Wüßte gar nicht, was ich mit dem Kerl anfangen sollte. Er hat bestimmt seine sechs Zentner!«

Franz stand noch immer wie. benommen vor dem riesigen Tiere. Weiß Gott, es war ein Urbär, ein ›King of Dawson‹, wie die Prospectors voll heimlicher Hochachtung sagen. Wer ihn nicht auf den ersten Schuß richtig trifft, kommt häufig nicht mehr dazu, einen zweiten abzugeben!

»Was machen wir mit ihm?« fragte er ordentlich schüchtern.

»Ziehen Sie ihm das Fell ab. Dann nehmen Sie sich die beiden Hinterkeulen und die Tatzen. Auch die Leber ist nicht zu verachten. Sie gehört übrigens nach altem Jagdrecht dem Schützen, der ihm den Fangschuß gegeben hat.«

Das war nun freilich leichter gesagt als getan. Wenn man das Fell abziehen will, muß man das Tier irgendwo aufhängen. Aber Tonio – so hatte sich der Junge vorgestellt – führte offenbar einen ganzen Sack voll guter Ratschläge mit sich, herum. Er ordnete an:

»Einen starken Riemen um die Hinterbeine. So. Jetzt ein Muli an den Riemen. Wir schleifen den Kerl bis zu dieser Fichte da, und Sie, Mr. Holzer, gehen bis zum ersten Aste hoch – nein, nicht bis zu diesem, der ist zu schwach, bis zum nächsten – sehen Sie, wie glatt sich das alles macht, und nun ein Seil an den Riemen – jetzt wird ihn das Muli gleich hoch haben.«

Das Maultier scheute zuerst vor dem toten Bären, ließ sich aber schließlich beruhigen und schleifte den schweren Körper zur Fichte. Tiere zeigen oft eine merkwürdige Scheu vor dem Tode, wenn erahnen in der Gestalt eines toten Feindes entgegentritt. Das Muli zitterte noch, als Korbin es zurück unter die Felswand führte. Auch die Wut der Wolfshündin hatte sich ganz und gar gelegt. Scheu beschnüffelte sie den Leichnam und folgte ohne jedes Anzeichen der Erregung dem Zuge.

Tonio schien Übung in dergleichen Dingen zu haben. Er zog seinen Dolch aus der Scheide und führte die sachkundigen Schnitte über das Fell des Bären, wobei Korbin ihm mit einem Kienspan leuchtete. Schließlich hatten sie nach allerhand Anstrengung das Fell abgestreift und am Boden ausgebreitet.

»Nun müssen Sie ihn ausweiden«, sagte der Junge mit einem prüfenden Blick auf die gewaltige Fleischmasse. Wieder machte er einen weidgerechten Bauchschnitt, und aus der riesigen Höhle senkten sich die Eingeweide fast von selbst heraus. »Das kommt in den Cooper-River«, fügte er sachverständig hinzu. »Sie glauben gar nicht, was Sie an der Stelle nachher fangen, an der Sie so herrliches Fischfutter versenken. Werfen Sie es an einer ruhigen Stelle mit leichter Gegenströmung aus. So – die Leber ist für mich!«

Er schnitt sich lachend ein Stück davon ab.

Die Abtrennung des riesigen Körpers von den Hinterkeulen war noch ein schweres Stück Arbeit, aber schließlich hatten sie es mit Messer, Beil und Säge geschafft. Die Mitternachtsstunde war längst vorüber, als sie die ersten breiten Fleischlappen zum Braten aufs Feuer setzten. Der volle Mond füllte Tal und Schlucht mit milchigem Dunst, als Korbin um den massigen Rumpf des toten Riesen ein Seil schlang und ihn von einem Muli in den Fluß schleifen ließ. Mochten Lachse und Forellen sich an ihm gütlich tun. Sie hatten mit den Keulen fast einen Zentner frisches Fleisch im Lager, das sie in der kühlen Schlucht aufhängten, wo es sich gewiß längere Zeit halten würde.

Tonio hatte das Festmahl nicht abgewartet.

»Ich spreche gelegentlich wieder vor, Gentlemen«, sagte er zum Abschied. »Sie wollen Gold suchen? Im Cooper-River? Na, denn viel Glück! Gebe mich mit derlei Humbug nicht ab. Gold ist hier noch genug im Gestein, allerhand Gold, sicherlich. Aber der Cooper-River, schätze ich, ist schon zu oft gesiebt. Können ja Glück haben. Wünsch' ich Ihnen auch vom Herzen. Muß jetzt daheim nach den Rechten sehen. Good bye!«

Er verschwand in die Felsspalte, und die beiden hörten ihn die Schlucht aufwärts steigen.

»Was mag der Junge in dieser Einsamkeit anstellen?« meinte Franz nachdenklich. »Ein harter Bursche, wenn er auch so aussieht wie eine Figur aus Milchglas. Hast du gemerkt, wie er am Seil hing, als wir den Bären hochzogen? Der Bursche hat Muskeln von Stahl.«

»Ja doch!« meinte Korbin ein wenig von oben herab. Er war eben auf seine Körperkraft ein wenig eitel, und der mögliche Vergleich mit so einem Bübchen kam ihm lächerlich vor. Seit er einmal einem Meisterringer auf dem Jahrmarkt zu Brixen zehn Kronen abgerungen hatte, so sehr er sich dabei auch die Knochen zerschunden hatte, war dieses Erlebnis für ihn doch immer wieder eine Quelle geheimen Stolzes. – »Weißt du eigentlich, wie er aussah?«

Franz Henne stierte müde vor sich hin.

»Er kam dem Feuer nicht zu nahe. War ja schon ziemlich dunkel, als der Schuß fiel. Das Pflaster hast du ja auch gesehen. Vielleicht hat jemand ein Messer nach ihm geworfen. Schien sonst ein ganz hübscher Bursche zu sein. Bißchen verkommen – wie alle, die ewig in dieser Einsamkeit leben. Aber saubere Hände hatte er; das habe ich deutlich gesehen, als er den Schnitt durch die Bärenhaut führte. Trug er nicht auch einen Ring an der Linken? So eitel sind die Jungens heute …«


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