Sagen aus dem Rheinland
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Zwerge als Hirten am Niederrhein

Am Niederrhein weiß man viel zu erzählen von der Hilfe der Unterirdischen bei der Feldarbeit. Vor allem hüten sie gern das Vieh. Wo Zwerge das Hüten übernahmen, da ging kein Stück der Herde verloren. Man trieb die Tiere nur bis ans Hoftor und brauchte sich nicht weiter um sie zu kümmern. Es war niemand zu sehen, der das Vieh hütete, aber die Tiere gediehen dabei aufs beste, und am Abend wurden sie wieder von unsichtbaren Hirten heimgetrieben, wo die Mägde dann das Weitere besorgten. Man vergaß aber nie, auf den Pfosten des Tores oder der Stalltür ein Näpfchen mit Milch nebst einem Butterbrot oder auch sonstiges Essen zu stellen; all das zurecht Gemachte wurde auch regelmäßig verzehrt.

Etwas habe man aber doch von den Zwergen gesehen, meint man in Dierrath – nämlich die zwei ellenlangen weißen Stäbchen der Hirtenzwerge, und es sah wunderbar aus, wenn sich diese Stäbchen, von keinem sichtbaren Wesen gehalten, scheinbar ganz von selbst hinter dem Vieh her bewegten.

Ähnliches erzählt man auch von den »Holen« in Hardt bei Wildberg. Alte Leute warnten die Dorfjungen immer davor, mit Steinen zu werfen, wenn Vieh in der Nähe war; einmal traf einer von den Buben, der das Werfen nicht lassen konnte, einen Zwerg am Kopf, so daß ihm das Hütchen herabfiel und er sichtbar wurde. Da nahm der Zwerg seinen weißen Stab und schlug damit den Jungen; dieser erschrak so sehr darüber, daß er fallsüchtig wurde. Das Vieh aber blieb seitdem unbehütet, die Speisenäpfe auf dem Pfosten wurden nicht mehr berührt, und die guten Erdgeister sind seit diesem Vorkommnis dort nicht mehr zu verspüren.

 


 


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