Benvenuto Cellini
Leben des Benvenuto Cellini
Benvenuto Cellini

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Siebentes Kapitel

Cellini erhält einen Brief von Michelagnolo, betreffend eine Porträtbüste des Bindo Altoviti. – Er geht mit des Herzogs Erlaubnis nach Rom, zu Anfang der Regierung des Papstes Julius III. – Nachdem er diesem aufgewartet, besucht er den Michelagnolo, um ihn zum Dienste des Herzogs von Toscana zu bereden. – Michelagnolo lehnt es ab mit der Entschuldigung, toeil er bei St. Peter angestellt sei. – Cellini kehrt nach Florenz zurück und findet eine kalte Aufnahme bei dem Herzog, woran die Verleumdungen des Haushofmeisters Ursache sein mochten. – Er wird mit dem Fürsten wieder ausgesöhnt, fällt aber sogleich wieder in die Ungnade der Herzogin, weil er ihr bei einem Perlenhandel nicht beisteht. – Umständliche Erzählung dieser Begebenheit. – Bernardone setzt es beim Herzog durch, daß dieser gegen Cellinis Rat die Perlen für die Herzogin kauft. – Diese wird des Verfassers unversöhnliche Feindin.

Ehe ich verreiste, befahl ich meinen Arbeitern, daß sie nach der Art, wie ich ihnen gezeigt hatte, am Perseus fortfahren sollten. Die Ursache aber, warum ich nach Rom ging, war folgende. Ich hatte das Porträt in Erz von Bindo Altoviti in natürlicher Größe gemacht und es ihm nach Rom geschickt; er hatte dieses Bild in sein Schreibzimmer gestellt, das sehr reich mit Altertümern und ändern schönen Dingen verziert war, aber dieser Ort war weder für Bildhauerarbeit noch für Malerei. Denn die Fenster standen zu tief, die Kunstwerke hatten ein falsches Licht und zeigten sich keinesweges auf die günstige Weise, wie sie bei einer vernünftigen Beleuchtung würden getan haben. Eines Tages begab sichs, daß gedachter Bindo an seiner Tür stand und den Michelagnolo Buonarroti, der vorbeiging, ersuchte, er möchte ihn würdigen, in sein Haus zu kommen, um sein Schreibezimmer zu sehen. Und so führte er ihn hinein. Jener, sobald er sich umgesehen hatte, sagte: Wer ist der Meister, der Euch so gut und mit so schöner Manier abgebildet hat? Wisset, daß der Kopf mir gefällt! ich finde ihn besser als die Antiken hier, obgleich gute Sachen hier zu sehen sind. Stünden die Fenster oben, so würde sich alles besser zeigen, und Euer Bildnis würde sich unter so schönen Kunstwerken viel Ehre machen.

Als Michelagnolo nach Hause kam, schrieb er mir den gefälligsten Brief, der folgendes enthielt: Mein Benvenuto! Ich habe Euch so viele Jahre als den trefflichsten Goldschmied gekannt, von dem wir jemals gewußt hätten, und nun werde ich Euch auch für einen solchen Bildhauer halten müssen. Wisset, daß Herr Bindo Altoviti mir sein Porträt von Erz zeigte und mir sagte, daß es von Eurer Hand sei. Ich hatte viel Vergnügen dran, nur mußte ich tadeln, daß die Büste in schlechtem Lichte stand; denn wenn sie vernünftig beleuchtet wäre, so würde sie als das schöne Werk erscheinen, das sie ist.

Diesen Brief, der so liebevoll und so günstig für mich geschrieben war, zeigte ich dem Herzog, der ihn mit viel Zufriedenheit las und sagte: Benvenuto! wenn du ihm schreibst, so suche ihn zu bereden, daß er wieder nach Florenz komme; ich will ihn zu einem der Achtundvierzig machen. Darauf schrieb ich ihm einen sehr gefälligen Brief und sagte ihm darin im Namen des Herzogs hundertmal mehr, als mir aufgetragen war. Doch um nicht zu irren, zeigte ich das Blatt Seiner Exzellenz, ehe ich siegelte, und fragte: ob ich vielleicht zu viel versprochen habe? Er antwortete mir dagegen: Du hast nach seinem Verdienste geschrieben; gewiß, er verdient mehr, als du ihm versprochen hast, und ich will ihm noch mehr halten! Auf diesen Brief antwortete Michelagnolo niemals, und deswegen war der Herzog sehr auf ihn erzürnt.

Als ich nun wieder nach Rom kam, wohnte ich im Hause des gedachten Bindo Altoviti, der mir sogleich erzählte, wie er sein Bild von Erz dem Michelagnolo gezeigt und wie dieser es außerordentlich gelobt habe, und wir sprachen darüber viel und weitläufig. Nun hatte er von mir zwölfhundert Goldgülden in Händen, die sich mit unter den fünftausend befanden, welche er unserm Herzog geborgt hatte, und zahlte mir meinen Teil von Interessen richtig. Das war die Ursache, daß ich sein Bildnis machte, und als Bindo es von Wachs sah, schickte er mir zum Geschenk fünfzig Goldgülden durch einen seiner Leute, Julian Paccalli, einen Notar, welches Geld ich nicht nehmen wollte und durch denselben Mann zurückschickte. Dann sagte ich zu gedachtem Bindo: Mir ists genug, daß Ihr mir nur mein Geld lebendig erhaltet, daß es mir etwas gewinne.

Nun sah ich aber, daß er gegenwärtig übel gegen mich gesinnt sei. Anstatt mich liebzukosen, wie er sonst gewohnt war, zeigte er sich verschlossen gegen mich, und ob ich gleich in seinem Hause wohnte, sah ich ihn doch niemals heiter, sondern immer grämlich. Zuletzt kamen wir mit wenig Worten überein: ich verlor mein Verdienst an seinem Bildnisse und das Erz dazu, und wir wurden einig, daß ich mein Geld bei ihm auf Leibrenten lassen wollte, und er sollte mir, solange ich lebte, fünfzehn Prozent geben. Vor allen Dingen war ich gegangen, dem Papst den Fuß zu küssen, und glaubte, nach der Art, wie er mit mir sprach, würde ich leicht mit ihm übereinkommen, denn ich wäre gern wieder nach Rom gegangen, weil ich in Florenz allzu große Hindernisse fand; aber ich bemerkte bald, daß obgedachter Gesandte gegen mich gewirkt hatte. Dann besuchte ich Michelagnolo Buonarroti und erinnerte ihn an jenen Brief, den ich ihm von Florenz im Namen des Herzogs geschrieben hatte. Er antwortete mir, daß er bei der Peterskirche angestellt sei und deshalb sich nicht entfernen könne. Ich sagte darauf: da er sich entschlossen habe, das Modell von gedachtem Gebäude zu machen, so könne er nur seinen Urbino dalassen, der fürtrefflich alles befolgen würde, was er ihm befehle; dazu fügte ich noch viele andere Worte und Versprechungen von Seiten des Herzogs.

Auf einmal faßte er mich ins Auge und sagte mit einem spöttischen Lächeln: Und Ihr, wie seid Ihr mit ihm zufrieden? Ob ich nun gleich darauf versetzte, daß ich äußerst vergnügt sei und sehr wohl behandelt werde, so ließ er mir doch merken, daß er den größten Teil meiner Verdrießlichkeiten kenne, und antwortete mir: er werde sich unmöglich losmachen können. Darauf setzte ich hinzu: er würde besser tun, nach Hause in sein Vaterland zu kehren, das von einem gerechten Herrn regiert werde und von einem so großen Liebhaber der Künste, als die Welt niemals gesehen hätte.

Nun hatte er, wie oben gesagt, einen Knaben bei sich, der von Urbino war; dieser hatte ihm viele Jahre mehr als Knecht und Magd als auf andere Weise gedient, welches man sehr wohl bemerken konnte, weil der junge Mensch gar nichts von der Kunst gelernt hatte. Als ich nun den Michelagnolo mit so vielen guten Gründen festhielt, daß er nicht wußte, was er sagen sollte, wendete er sich schnell zu Urbino, als wenn er fragen wolle, was er dazu sage? Da rief dieser Mensch auf seine bäuerische Weise und mit lauter Stimme: Ich lasse nicht von Michelagnolo, bis ich ihn schinde oder er mich! Über diese dummen Reden mußte ich lachen, und ohne weiter Abschied zu nehmen, zuckte ich die Schultern, wendete mich und ging. Da ich nun so schlecht mein Geschäft mit Bindo Altoviti vollbracht hatte, wobei ich die eherne Büste verlor und ihm mein Geld noch als Leibrente lassen mußte, lernte ich einsehen, von was für einer Art der Kaufleute Treue und Glauben sei, und kehrte verdrießlich wieder nach Florenz zurück. Ich fragte nach Seiner Exzellenz, dem Herzog, der eben im Kastell an der Brücke zu Rifredi war. Im Palast zu Florenz fand ich Herrn Peter Franziskus Ricci, den Haushofmeister, und als ich mich ihm nähern wollte, um ihm nach Gewohnheit mein Kompliment zu machen, sagte er mit unmäßiger Verwunderung: Wie? du bist zurückgekommen? Darauf schlug er in die Hände und sagte, noch immer voll Erstaunen: Der Herzog ist zu Castello. Er wendete mir darauf den Rücken und ging, und ich konnte nicht begreifen, warum die Bestie sich so gebärdete. Sogleich ging ich nach Castell, und als ich in den Garten kam, wo der Herzog war, sah ich ihn in einiger Entfernung; er machte gleichfalls ein Zeichen der Verwunderung und gab mir zu verstehen, daß ich mich wegbegeben sollte. Ich, der ich gedacht hatte, Seine Exzellenz sollten mich so freundlich, ja noch freundlicher empfangen, als Sie mich entlassen hatten, mußte nun so ein wunderliches Betragen sehen, kehrte sehr verdrießlich nach Florenz zurück und suchte meine Werke mit Fleiß zu vollenden.

Da ich mir nun nicht denken konnte, was zu so einem Betragen hätte Anlaß geben können, und dabei auf die Art merkte, womit Herr Sforza und die übrigen, welche zunächst um den Herzog waren, mir begegneten, kam mir die Lust an, Herrn Sforza selbst zu fragen, was das denn eigentlich bedeuten sollte? Er sagte darauf lachend zu mir: Benvenuto! bleibe ein wackrer Mann und bekümmere dich um weiter nichts. Erst viele Tage hernach hatte er die Gefälligkeit, mir mit dem Herzog eine Unterredung zu verschaffen, der auf eine trübe Weise freundlich war und mich fragte, was man in Rom mache? Ich fing, so gut ich nur wußte, meine Erzählung an, sprach von dem ehernen Kopf, den ich für Bindo Altoviti gemacht hatte, und dem, was daraus gefolgt. Dabei konnte ich bemerken, daß er mir mit großer Aufmerksamkeit zuhörte. Gleichfalls sagte ich ihm alles wegen Michelagnolo Buonarroti, worüber er sich ein wenig verdrießlich zeigte; doch lachte er wieder sehr über die Worte des Urbino und über die Schinderei, von der dieser Bursche gesprochen hatte, allein er sagte zu allem dem nichts weiter als: Es ist sein eigner Schade! Ich aber neigte mich und ging. Gewiß hatte der Haushofmeister wieder etwas Böses gegen mich aufgebracht, das ihm aber nicht gelang, wie denn Gott immer ein Freund der Wahrheit ist und mich aus so unsäglichen Gefahren bis zu diesem meinem Alter errettet hat und mich erretten wird bis ans Ende meines Lebens, durch dessen Mühseligkeiten ich allein mit Beihülfe seiner Kraft mutig hindurchgehe und weder die Wut des Glückes noch ungünstiger Sterne befürchte, solange mir Gott seine Gnade erhält.

Nun aber vernimm, gefälliger Leser, einen schrecklichen Vorfall! Mit aller möglichen Sorgfalt befliß ich mich, mein Werk zu Ende zu bringen, und ging abends in die Garderobe des Herzogs, den Goldschmieden zu helfen, die für Seine Exzellenz arbeiteten, und fast alle ihre Werke waren nach meinen Zeichnungen. Der Herzog sah gern der Arbeit zu und hatte Vergnügen, mit mir zu sprechen; deswegen ging ich auch manchmal am Tage hin. Einmal unter anderm war ich auch in gedachter Garderobe, der Herzog kam nach seiner Gewohnheit und besonders, da er wußte, daß ich zugegen sei. Sogleich fing er an, mit mir zu sprechen, und ich hatte ihm diesmal so wohl gefallen, daß er sich mir freundlicher als jemals zeigte. Da kam einer von seinen Sekretarien eilig und sagte ihm etwas ins Ohr, vielleicht Sachen von der größten Wichtigkeit. Der Herzog stand auf, und sie gingen zusammen in ein ander Zimmer. Indessen hatte die Herzogin geschickt, um zu sehen, was Seine Exzellenz mache. Der Page sagte zu ihr: Er spricht und lacht mit Benvenuto und ist sehr wohl aufgeräumt. Sogleich kam die Herzogin selbst in die Garderobe, und als sie den Herzog nicht fand, setzte sie sich zu uns, und als sie uns eine Weile zugesehen hatte, wendete sie sich mit großer Freundlichkeit zu mir und zeigte mir einen Schmuck von großen Perlen, der wirklich sehr selten war, und fragte mich: was ich davon hielte? Ich lobte ihr ihn. Darauf sagte sie: Ich will, daß mir sie der Herzog kauft; darum, mein Benvenuto, lobe sie ihm, soviel du kannst! Darauf versetzte ich mit aller Bescheidenheit und Aufrichtigkeit: Ich dachte, dieser Schmuck gehöre schon Eurer Exzellenz, und da verlangt es die Vernunft, von den Dingen, die Ihnen gehören, nicht mit Tadel zu sprechen; jetzt aber muß ich sagen, daß ich vermöge meiner Profession viele Fehler an diesen Perlen wahrnehme und deswegen nicht raten wollte, daß Eure Exzellenz sie kaufte. Darauf sagte sie: Der Kaufmann gibt mir sie für sechstausend Scudi; wenn sie ohne Mängel wären, würden sie zwölf tausend wert sein! Darauf versetzte ich: Wäre dieser Schmuck auch von unendlicher Güte, so würde ich doch niemand raten, mehr als fünftausend Scudi dafür zu geben; denn Perlen sind keine Juwelen, sie werden mit der Zeit geringer, aber ein Edelstein altert nicht, und den sollte man kaufen. Darauf sagte die Herzogin ein wenig verdrießlich: Ich will aber diese Perlen! lobe sie dem Herzog, ich bitte dich drum. Und wenn du ja zu lügen glaubst, so tue es, mir zu dienen: es soll dein Vorteil sein. Ein solcher Auftrag war mir als einem beständigen Freunde der Wahrheit und Feinde der Lügen höchst beschwerlich, aber um die Gnade einer so großen Prinzessin nicht zu verlieren, fand ich mich doch in die Notwendigkeit versetzt. Ich ging daher mit diesen verfluchten Perlen in das Zimmer, wo sich der Herzog befand, der, als er mich sah, zu mir sagte: Benvenuto, was willst du? Ich deckte den Schmuck auf und versetzte: Ich komme, Euch einen Schmuck von den schönsten Perlen zu zeigen! und als ich sie noch sehr gelobt hatte, setzte ich hinzu: Deshalb solltet Ihr sie kaufen! Darauf sagte der Herzog: Ich kaufe sie nicht, weil sie nicht von unendlicher Güte sind. Ich aber versetzte: Verzeiht! denn sie übertreffen andere Perlen sehr an Schönheit.

Die Herzogin stand hinten und mußte gehört haben, was ich sagte, sowie meine unendliche Lobeserhebung. Der Herzog wendete sich freundlich zu mir und sagte: Benvenuto! ich weiß, daß du die Sache recht gut verstehst, und wenn die Perlen von solcher Schönheit wären, so würde ich sie gern kaufen, sowohl um die Herzogin zufriedenzustellen als auch um sie zu besitzen. Da ich nun einmal angefangen hatte zu lügen, fuhr ich fort und widersprach allem, was der Herzog sagte, indem ich mich auf seine Gemahlin verließ, daß sie mir zur rechten Zeit beistehen sollte. Ja, sie hatte mir sogar merken lassen, daß ich zweihundert Scudi haben sollte; ich hätte aber nichts genommen, damit man nicht glauben möchte, ich habe es aus Eigennutz getan. Der Herzog fing wieder an und sagte: ich verstünde mich recht gut darauf, und wenn ich der rechtschaffene Mann wäre, wie er überzeugt sei, so sollte ich ihm die Wahrheit sagen. Da wurden mir die Augen rot und feucht von Tränen, und ich sagte: Gnädiger Herr! wenn ich Eurer Exzellenz die Wahrheit sage, so wird die Herzogin meine Todfeindin, und ich bin genötigt, mit Gott davonzugehen, und die Ehre meines Perseus, den ich unserer herrlichen Schule versprochen habe, wird von meinen Feinden verkümmert werden; darum empfehle ich mich dem Schutz Eurer Exzellenz. Der Herzog sah wohl ein, daß ich alles nur aus Zwang gesagt hatte, [und] versetzte: Wenn du mir traust, so sorge für nichts weiter! Darauf sagte ich: Wie ist es möglich, daß die Herzogin nichts erfahre? Er verdoppelte seine Zusicherung und sagte: Rechne, daß du deine Worte in ein Diamantenkästchen vergraben hast! Darauf sagte ich ihm, wie ichs verstand, und daß sie nicht mehr als zweitausend Scudi wert seien.

Als die Herzogin hörte, daß wir still wurden (denn wir redeten ziemlich leise), kam sie hervor und sagte: Mein Herr! habt die Gnade und kauft mir den Schmuck Perlen, denn ich habe große Lust dazu, und Euer Benvenuto wird Euch gesagt haben, daß er nie einen schönern gesehen hat. Darauf versetzte der Herzog: Ich will ihn nicht kaufen! Sie versetzte: Warum will Eure Exzellenz mir den Gefallen nicht tun und diese Perlen anschaffen? Er antwortete: Weil ich nicht Lust habe, mein Geld wegzuwerfen. Wie? sagte die Herzogin von neuem, warum Geld wegwerfen, wenn Euer Benvenuto, auf den Ihr mit Recht so viel Vertrauen habt, mir versichert, daß über dreitausend Scudi noch ein wohlfeiler Preis ist? Darauf sagte der Herzog: Signora! mein Benvenuto hat mir gesagt, daß ich, wenn ich sie kaufe, mein Geld wegwerfe, denn diese Perlen sind weder rund noch gleich, und es sind auch genug alte darunter. Und daß das wahr ist: so seht nur diese, sehet jene, sehet hier, sehet da! Das ist keine Ware für mich. Auf diese Worte sah mich die Herzogin mit zornigem Blick an, drohte mir mit dem Haupt und ging weg, so daß ich versucht war, mit Gott wegzugehen und mich aus Italien zu verlieren. Weil aber mein Perseus beinahe geendigt war, so wollte ich doch nicht verfehlen, ihn aufzustellen.

Nun bedenke ein jeder, in welcher großen Not ich mich befand! Der Herzog hatte seinen Türhütern in meiner Gegenwart befohlen, sie sollten mich immer durch die Zimmer lassen, wo sich Seine Exzellenz befinde, und die Herzogin hatte eben denselbigen aufgegeben, sooft ich in den Palast käme, sollten sie mich wegjagen. Wenn sie mich nun sahen, verließen sie ihren Posten und jagten mich weg; sie nahmen sich aber wohl in acht, daß es der Herzog nicht gewahr wurde, so daß, wenn er mich eher als diese Schelmen erblickte, er mir entweder zurief oder mir winkte, daß ich hereinkommen sollte.

Indessen hatte die Herzogin den Bernardone gerufen, über dessen Feigheit und Schlechtigkeit sie sich gegen mich so sehr beklagt hatte, und empfahl ihm, so wie vormals mir, die Sache. Er antwortete: Gnädige Frau, laßt mich nur gewähren! Darauf zeigte sich der Schelm vor dem Herzog mit dem Schmuck in der Hand. Der Herzog, sobald er ihn erblickte, sagte: er solle sich wegheben! Der Schelm sagte darauf mit einer häßlichen Stimme, die ihm durch seine Eselsnase klang: O gnädiger Herr, kaufet doch den Schmuck der armen Dame, die für Verlangen darnach stirbt und ohne denselben nicht leben kann! Da er nun noch andere seiner dummen Worte hinzufügte, ward er dem Herzog zur Last, der zu ihm sagte: Entweder du gehst, oder du kriegst Ohrfeigen! Dieser Lumpenhund wußte sehr gut, was er tat (denn ihm war wohl bekannt, daß er auf dem Wege der Ohrfeigen und Unverschämtheiten die Einwilligung zum Handel vom Herzog erhalten und sich die Gnade der Herzogin zugleich mit einer guten Provision erwerben könne, die einige hundert Scudi betrug), und so blies er aus Possen die Backen auf, und der Herzog gab ihm einige tüchtige Maulschellen, um ihn loszuwerden, und zwar ein bißchen derber, als er pflegte. So tüchtig getroffen, wurden die häßlichen Wangen rot, und die Tränen kamen ihm aus den Augen, und so fing er an: Ach, gnädiger Herr! ein treuer Diener, der Gutes zu tun sucht, wird aller Art von Übel ertragen, wenn nur die arme Dame zufriedengestellt wird. Hierüber wurde der Mensch dem Herzog äußerst zur Last, und sowohl wegen der Ohrfeigen als wegen der Liebe zur Herzogin, die Seine Exzellenz immer zu befriedigen wünschte, sagte er sogleich: Hebe dich weg! Gott möge dich zeichnen! gehe und mache den Handel! ich bin alles zufrieden, was meine Gemahlin wünscht.

Da sehe man nun die Wut des bösen Glückes gegen einen armen Mann und die schändliche Gunst des guten Glückes gegen eine nichtswürdige Person! Ich verlor die ganze Gnade der Herzogin und dadurch auch nach und nach die Gnade des Herzogs, jener dagegen gewann sich die große Provision und ihre Gnade. So ist es nicht genug, ein ehrlicher und tugendhafter Mann zu sein, wenn das Glück uns übel will.


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