Benvenuto Cellini
Leben des Benvenuto Cellini
Benvenuto Cellini

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Elftes Kapitel

Des Autors Feinde bedienen sich der Gelegenheit, daß falsche Münzen zum Vorschein kommen, um ihn bei dem Papste zu verleumden; allein er beweist seine Unschuld zu des Papstes Überzeugung. – Er entdeckt den Schelm, der seine Werkstatt bestohlen, durch die Spürkräfte seines Hundes. – Überschwemmung von Rom. – Er macht eine Zeichnung zu einem prächtigen Kelche für den Papst. – Mißverstand zwischen ihm und Seiner Heiligkeit. – Kardinal Salviati wird Legat von Rom in des Papstes Abwesenheit, beleidigt und verfolgt den Autor. – Eine Augenkrankheit verhindert diesen, den Kelch zu endigen. – Der Papst, bei seiner Rückkunft, ist über ihn erzürnt. – Außerordentliche Szene zwischen ihm und Seiner Heiligkeit. – Der Autor leidet an venerischen Übeln und wird durch das heilige Holz geheilt.

Indessen ich an dem Werke immer fortfuhr, ließen sich in Rom einige falsche Münzen sehen, die mit meinem eigenen Stempel geprägt waren. Schnell brachte man sie dem Papst und wollte ihm Verdacht gegen mich einflößen. Er sagte darauf zu dem Münzmeister: Suchet mit allem Fleiße den Täter zu entdecken; denn wir wissen, daß Benvenuto ein ehrlicher Mann ist! Jener, der mein großer Feind war, antwortete: Wollte Gott, daß es so wäre! wir haben aber schon einige Spur. Darauf gab der Papst dem Gouverneur von Rom den Auftrag, womöglich den Täter zu entdecken, ließ mich kommen, sprach über mancherlei, endlich auch über die Münze und sagte wie zufällig: Benvenuto! könntest du wohl auch falsche Münzen machen? Ich versetzte, daß ich sie besser machen wollte als alle die Leute, die so ein schändliches Handwerk trieben; denn es wären nur unwissende und ungeschickte Menschen, die sich auf solche schlechte Streiche einließen. Ich verdiente so viel mit meiner wenigen Kunst, als ich nur brauchte, und könnte dabei vor Gott und der Welt bestehen, und wenn ich falsche Münzen machen wollte, könnte ich nicht einmal so viel als bei meinem ordentlichen Gewerbe verdienen.

Ich muß hier bemerken, daß ich alle Morgen, wenn ich für die Münze arbeitete, drei Scudi gewann, denn so hoch wurde ein Stempel bezahlt; aber der Münzmeister feindete mich an, weil er sie gerne wohlfeiler gehabt hätte.

Der Papst merkte wohl auf meine Worte, und da er vorher befohlen hatte, daß man auf mich achtgeben und mich nicht aus Rom lassen sollte, befahl er nunmehr, die Untersuchung weiter fortzusetzen und sich um mich nicht zu bekümmern; denn er wollte mich nicht aufbringen, um mich nicht etwa zu verlieren. Diejenigen, welche die Sache näher anging und denen der Papst sie lebhaft aufgetragen hatte, fanden bald den Täter. Es war ein Arbeiter bei der Münze selbst, und zugleich mit ihm wurde ein Mitschuldiger eingezogen.

An demselbigen Tage ging ich mit meinem Hund über Piazza Navona. Als ich vor die Türe des obersten Häschers kam, stürzte mein Hund mit großem Gebelle ins Haus und fiel einen jungen Menschen an, den ein gewisser Goldschmied von Parma, namens Donnino, als des Diebstahls verdächtig hatte einziehen lassen. Sie waren eben im Wortwechsel begriffen: der junge Mensch leugnete kecklich alles ab, und Donnino schien nicht Beweise genug zu haben; nun fiel noch gar der Hund mit solcher Gewalt den Beklagten an, daß die Häscher Mitleid mit ihm hatten und ihn wollten gehen lassen, um so mehr, als unter diesen ein Genueser war, der seinen Vater kannte. Ich trat hinzu, und der Hund zeigte keine Furcht, weder vor Degen noch vor Stöcken, und warf sich aufs neue dem Menschen an den Hals, so daß sie mir zuriefen: wenn ich den Hund nicht wegnähme, so würden sie mir ihn totschlagen!

Ich riß den Hund ab, so gut ich konnte, und als der Mensch weggehen wollte, fielen ihm einige Papierdüten aus der Jacke, die Donnino sogleich für sein Eigentum erkannte. Auch ich fand einen meiner Ringe darunter. Da rief ich aus: Das ist der Dieb, der meine Werkstatt erbrochen hat, mein Hund erkennt ihn! Sogleich ließ ich das treue Tier wieder los, das ihn wieder anpackte. Der Schelm bat mich, ihn zu schonen, und versprach mir, alles das Meinige zurückzugeben. Ich nahm den Hund wieder ab, und darauf gab er mir Gold, Silber und Ringe wieder und in der Verwirrung fünfundzwanzig Scudi drüber; dabei bat er um Gnade, ich aber sagte: er sollte Gott um Gnade bitten, ich würde ihm weder etwas zuliebe noch zuleide tun. Ich kehrte zu meiner Arbeit zurück und erlebte bald, daß der falsche Münzer vor der Türe der Münze aufgehenkt, sein Mitschuldiger auf die Galeere verbannt wurde und der genuesische Dieb gleichfalls an den Galgen kam; ich aber behielt über Verdienst den Ruf eines ehrlichen Mannes.

Meine große Arbeit ging zu Ende, als die fürchterliche Wasserflut eintrat, durch welche ganz Rom überschwemmt wurde. Es war schon gegen Abend, als das Wasser noch immer wuchs; meine Werkstatt lag niedrig, wie die Bänke überhaupt, das Haus aber war hinterwärts an den Hügel gebaut. Ich dachte daher an mein Leben und an meine Ehre, nahm alle die Juwelen zu mir, ließ die Goldarbeit meinen Gesellen, stieg barfuß zu meinen hintersten Fenstern heraus, watete, so gut ich konnte, durch das Wasser und suchte auf Monte Cavallo zu kommen; daselbst bat ich Herrn Johann Gaddi, der mein großer Freund war, mir diesen Schatz aufzuheben.

Nach einigen Tagen verlief sich das Wasser, ich konnte endlich das große Werk fertigmachen, und ich erlangte durch meine anhaltende Bemühung und durch die Gnade Gottes großen Ruhm; denn man behauptete, es sei die schönste Arbeit, die noch jemals dieser Art in Rom gesehen worden.

Nun brachte ich sie dem Papst, der mich nicht genug rühmen und preisen konnte und ausrief: Wenn ich ein reicher Kaiser wär, wollte ich meinem Benvenuto so viel Land geben, als er mit den Augen erreichen könnte; so aber sind wir heutzutage nur arme, bankrutte Kaiser! Doch soll er haben, so viel er bedarf.

Ich ließ den Papst seine übertriebenen Reden vollenden und bat ihn darauf um eine Stelle unter seinen Leibtrabanten, die eben vakant war. Er versetzte, daß er mir was Besseres zugedacht habe; ich aber antwortete: er möchte mir diese Stelle nur einstweilen zum Mietpfennig geben. Lachend versetzte der Papst: er sei es zufrieden, doch wolle er nicht, daß ich den Dienst tun solle, und um die übrigen darüber zu beruhigen, werde er ihnen einige Freiheiten zugestehen, um die sie ihn gebeten hätten. Dieser Trabantendienst brachte mir jährlich über zweihundert Scudi ein.

(1532 – 1533)

Nachdem ich dem Papst eine Weile mit verschiedenen kleinen Arbeiten gedient hatte, befahl er mir, eine Zeichnung zu einem prächtigen Kelche zu machen, die ich sogleich nebst einem Modell zustande brachte; das letztere war von Holz und Wachs. Statt des Fußes hatte ich drei runde Figuren, Glauben, Hoffnung und Liebe, unter dem Kelche angebracht: sie standen auf einem Untersatze, auf welchem halb erhaben die Geburt und Auferstehung Christi, sodann die Kreuzigung Petri, wie man mir befohlen hatte, zu sehen war. Indem ich an dieser Arbeit fortfuhr, wollte der Papst sie öfters sehen; allein ich konnte leider bemerken, daß er nicht mehr daran dachte, mich irgend besser zu versorgen. Daher, als einst die Stelle eines Frate del Piombo vakant wurde, bat ich ihn eines Abends darum. Der gute Papst, der sich nicht mehr der Entzückung erinnerte, in die er über mein voriges vollendetes Werk geraten war, sagte zu mir: Eine Pfründe del Piombo trägt achthundert Scudi ein; wenn ich dir sie gäbe, würdest du nur deinem Leibe wohltun, deine schöne Kunst vernachlässigen, und man würde mich tadeln. Darauf antwortete ich sogleich: Die Katzen guter Art mausen besser, wenn sie fett, als wenn sie hungrig sind; so auch rechtschaffene Männer, die Talent haben, bringen es viel weiter, wenn sie eines reichlichen Lebens genießen, und ein Fürst, der solche Männer in Wohlstand versetzt, pflegt und nährt die Künste selbst, die bei einer entgegengesetzten Behandlung nur langsam und kümmerlich fortwachsen. Und ich will Eurer Heiligkeit nur gestehn, daß ich mir auf diese Pfründe keine Hoffnung machte, glücklich genug, daß ich den armen Trabantendienst erhielt. Geben Eure Heiligkeit jene gute Stelle einem verdienten kunstreichen Manne, nicht einem unwissenden, der seinen Leib pflegt. Nehmen Sie ein Beispiel an Papst Julius, Ihrem in Gott ruhenden Vorfahren: er gab dem trefflichen Baumeister Bramante eine solche Pfründe. Und alsbald machte ich meine Verbeugung und ging weg.

Darauf trat Sebastian, der venezianische Maler, hervor und sagte: Wenn Eure Heiligkeit diese Pfründe jemanden zu geben gedenken, der sich in den Künsten Mühe gibt, so darf ich bitten, mich dadurch zu beglücken. Darauf antwortete der Papst: Läßt sich doch der verteufelte Benvenuto auch gar nichts sagen! Ich war geneigt, sie ihm zu geben, er sollte aber mit einem Papste nicht so stolz sein; doch weiß ich nicht, was ich tun soll. Hierauf bat der Bischof von Vasona für den gedachten Sebastian und sagte: Heiliger Vater! Benvenuto ist jung, und der Degen an der Seite kleidet ihn besser als der geistliche Rock. Geben Eure Heiligkeit diese Stelle dem geschickten Sebastian, und Benvenuto kann immer noch etwas Gutes, das vielleicht schicklicher ist, erhalten. Da wandte sich der Papst zu Herrn Bartholomäus Valori und sagte zu ihm: Wenn Ihr Benvenuto begegnet, so sagt ihm, daß er dem Maler Sebastian die Pfründe verschafft hat; aber er soll wissen, daß die erste bessere Stelle, die aufgeht, ihm zugedacht ist. Inzwischen soll er sich gut halten und meine Arbeit endigen.

Die andere Nacht begegnete ich Herrn Valori auf der Straße, zwei Fackelträger gingen vor ihm her, er eilte zum Papst, der ihn hatte rufen lassen. Er blieb stehen und sagte mit großer Freundlichkeit alles, was ihm der Papst aufgetragen hatte. Darauf antwortete ich: Mit mehr Fleiß und Nachdenken als jemals werde ich diese Arbeit vollenden, ob ich gleich nicht die mindeste Hoffnung habe, vom Papste etwas zu erhalten. Herr Bartholomäus verwies mir, daß ich die Anträge eines Papstes nicht besser zu schätzen wisse. Ich antwortete: Da ich weiß, daß ich nichts haben werde, so war ich ein Tor, wenn ich hoffen wollte. Und so schieden wir auseinander. Vermutlich hat Herr Bartholomäus dem Papst meine kühnen Reden und vielleicht noch mehr hinterbracht, denn ich ward in zwei Monaten nicht gerufen, und ich ging auf keine Weise nach dem Palaste.

Der Papst, der darüber ungeduldig war, gab Herrn Robert Pucci den Auftrag, nachzusehen, was ich mache. Das gute Männchen kam alle Tage und sagte mir etwas Freundliches, und so tat ich auch gegen ihn. Endlich, als der Papst nach Bologna verreisen wollte und sah, daß ich von freien Stücken nicht zu ihm kam, gab mir Herr Robert zu verstehen, daß ich meine Arbeit hinauftragen solle; denn er wollte sehen, wie weit ich gekommen sei. Ich trug die Arbeit hin und zeigte, daß ich nicht gefeiert hatte, und bat den Papst, daß er mir fünfhundert Scudi da lassen sollte, teils auf Rechnung meines Verdienstes, teils weil mir noch Gold fehlte, um das Werk zu vollenden. Der Papst sagte darauf: Machs nur erst fertig! Und ich antwortete im Fortgehen: wenn er mir Geld ließe, so sollte es nicht fehlen.

Bei seiner Abreise nach Bologna ließ der Papst den Kardinal Salviati als Legaten von Rom zurück und gab ihm den Auftrag, die Arbeit bei mir zu betreiben, indem er sagte: Benvenuto ist ein Mann, der sich aus seinem Talent wenig macht und ebensowenig aus uns; deshalb müßt Ihr ihn anfeuern, so daß ich das Werk vollendet finde, wenn ich wiederkomme. Da schickte nach Verlauf von acht Tagen diese Bestie von einem Kardinal zu mir und befahl, ich sollte meine Arbeit mitbringen; ich ging aber ohne Arbeit hin. Darauf sagte er zu mir: Wo hast du dein Zwiebelmus? Ists fertig? Darauf antwortete ich: Hochwürdigster Herr! Mein Zwiebelmus ist nicht fertig und wird nicht fertig werden, wenn Ihr mir nicht die Zwiebeln dazu gebt. Darauf ward der Kardinal, der ohnehin mehr einem Esel als einem Menschen ähnlich sah, noch um die Hälfte hässlicher, fuhr auf mich los und rief: Ich werde dich auf die Galeere setzen, daß du Zeit hast, deine Arbeit zu vollenden! Da ward ich denn mit dieser Bestie auch bestialisch und sagte: Gnädiger Herr, wenn ich durch Übeltaten die Galeere verdiene, dann werdet Ihr mich darauf setzen, aber gegenwärtig fürchte ich sie nicht! Und was mehr ist, so beteuere ich, daß ich, eben um Eurer Gnaden willen, jetzt die Arbeit nicht endigen will. Schickt nicht mehr zu mir, denn ich komme nicht mehr her, Ihr müßtet mich denn durch die Häscher holen lassen.

Darauf schickte der gute Kardinal einige mal zu mir, um mich im guten zur Arbeit bereden zu lassen, dagegen ich ihm aber jederzeit nur antworten ließ: er möchte mir Zwiebeln schicken, damit mein Zwiebelmus fertig werden könnte, und so musste er zuletzt an dieser Kur verzweifeln.

Der Papst kam von Bologna zurück und fragte sogleich nach mir; denn der Kardinal hatte schon das Schlimmste, was er konnte, von mir geschrieben. Der Papst war in unglaublicher Wut und befahl, ich sollte mit dem Werke zu ihm kommen, welches ich auch tat.

Hier muss ich bemerken, daß in der Zwischenzeit mich ein großes Augenübel befallen hatte, welches die vornehmste Ursache war, daß ich nicht weiter hatte arbeiten können: ich fürchtete wirklich, blind zu werden, und hatte darauf schon meine Berechnung gemacht. Da ich nun so zum Papste ging, dachte ich auf meine Entschuldigung, warum das Werk nicht weiter wäre, und wie ich sie vorbringen wollte, indes der Papst die Arbeit betrachtete; allein es gelang mir nicht, denn sobald ich zu ihm kam, fuhr er gleich mit wilden Worten heraus und sagte: Gib die Arbeit her! ist sie fertig? Schnell deckte ich sie auf, und er fuhr mit größerer Wut fort: Bei dem wahrhaftigen Gott schwöre ich dir (denn du glaubst, dich nicht um mich bekümmern zu dürfen): hielt mich nicht das Urteil der Welt zurück, ich ließ dich und das Werk zu diesem Fenster hinauswerfen! Da ich nun sah, daß der Papst eine so schlimme Bestie geworden war, dachte ich darauf, mich sachte wegzubegeben, und nahm, indes er immer zu schelten fortfuhr, die Arbeit unter das Kleid und sagte murmelnd: Könnte doch die ganze Welt einem Blinden zu einer solchen Arbeit nicht das Vermögen geben. Darauf erhob der Papst seine Stimme noch mehr und rief: Komm her! was sagst du? Ich war im Begriff, fort- und die Treppe hinunterzuspringen, doch faßte ich mich, warf mich auf die Knie, und weil er zu schreien nicht aufhörte, schrie ich auch und rief: Wenn ich zu meinem größten Unglück blind werde, bin ich dann gebunden zu arbeiten? Darauf antwortete er: Du hast dich doch hierher finden können, und ich glaube nicht, daß etwas an deinem Vorgeben wahr sei. Da ich nun hörte, daß er seine Stimme mäßigte, versetzte ich: Lassen Sie es durch Ihren Arzt untersuchen, und Sie werden die Wahrheit finden! Darauf sagte er: Ich will schon erfahren, wie es mit dir steht. Da ich nun merkte, daß er mir Gehör gab, fuhr ich fort: An diesem großen Übel ist nur der Kardinal Salviati schuld; denn sobald Eure Heiligkeit verreist waren, ließ er mich rufen, nannte meine Arbeit ein Zwiebelmus und drohte mir mit der Galeere. Die Gewalt dieser niederträchtigen Worte war so groß, daß mir auf einmal vor heftiger Leidenschaft das ganze Gesicht brannte und mir eine so unendliche Hitze in die Augen drang, daß ich den Weg nach Hause nicht finden konnte. Wenige Tage darauf fiel mirs wie ein Star vor beide Augen, ich sah fast nichts und mußte die Arbeit stehen lassen.

Nachdem ich also gesprochen, stand ich auf und ging in Gottes Namen fort. Nachher erfuhr ich, der Papst habe gesagt: Ämter kann man ihnen geben, aber nicht Verstand und Betragen! Ich habe dem Kardinal nicht befohlen, daß er so hart verfahren sollte. Mein Leibarzt soll seine Augenkrankheit untersuchen, und wird sie wahr befunden, so muß man Nachsicht mit ihm haben.

Ein Edelmann von Bedeutung, ein Freund des Papstes und voller Verdienste, war eben gegenwärtig; er fragte: wer ich sei? Heiliger Vater! sagte er, ich erkundige mich darum, weil ich Sie niemals in so großem Zorn und alsbald wieder in so großem Mitleiden und wahrer Teilnahme gesehen habe. Wer ist der Mann? Und da Eurer Heiligkeit sehr viel an ihm gelegen scheint, so kann ich ihn ein Geheimnis lehren, wodurch seine Augen geheilt werden sollen. Der Papst antwortete: Das ist der größte Meister, der jemals in seiner Kunst geboren worden ist; ich will Euch gelegentlich seine Arbeit zeigen, und es soll mir lieb sein, wenn etwas zu seinem Besten geschehen kann.

Nach drei Tagen ließ mich der Papst rufen, als er eben gespeist hatte. Jener Edelmann war gegenwärtig, und ich zeigte meinen Kelch vor, worüber dieser mir viel Lob erteilte. Da aber noch der Knopf herbeigebracht wurde, wuchs seine Verwunderung, er sah mir ins Gesicht und sagte: Er ist jung genug und kann es noch weiter bringen. Darauf erkundigte er sich nach meinem Namen. Benvenuto heiß ich, versetzte ich darauf. Er aber sagte: Diesmal bin ich für dich willkommen! Nimm Lilie, mit Stengel und Blume, und destilliere sie bei gelindem Feuer; mit dem Wasser, das du gewinnst, salbe dir die Augen mehrmals des Tages, und du wirst gewiß von deinem Übel genesen. Aber vor allen Dingen mußt du ein Reinigungsmittel brauchen und alsdann mit dem Wasser fortfahren. Der Papst sagte mir einige freundliche Worte, und ich ging halb getröstet weg.

Eigentlich aber mochte an meinem Augenübel das schöne Mädchen schuld sein, das ich bei mir hatte, als ich bestohlen ward. Mehr als vier Monate blieb die Krankheit verborgen, alsdann zeigte sie sich mit Gewalt auf einmal; sie äußerte sich aber nicht wie gewöhnlich, vielmehr war ich mit roten Bläschen, so groß wie Pfennige, überdeckt. Die Ärzte wollten das Übel nicht für das anerkennen, was es war, ob ich ihnen gleich die Ursache und meine Vermutung angab. Eine Zeitlang ließ ich mich nach ihrer Art behandeln, aber es half mir nichts; doch zuletzt entschloß ich mich, das Holz zu nehmen, gegen den Willen dieser, welche man für die ersten Ärzte von Rom halten mußte. Nachdem ich diese Medizin eine Zeitlang mit großer Sorgfalt und Diät genommen hatte, fühlte ich große Linderung, so daß ich nach Verlauf von funfzig Tagen mich geheilt und gesund wie ein Fisch fühlte.

Darauf, da es gegen den Winter ging und ich mich von dem, was ich ausgestanden hatte, wieder einigermaßen erholen wollte, nahm ich meine Büchse hervor und ging auf die Jagd, setzte mich dem Regen und dem Winde aus und hielt mich in den Niederungen auf, so daß in wenig Tagen mich ein zehnfach größeres Übel befiel, als das erste gewesen war. Nun gab ich mich wieder in die Hände der Ärzte und ward von ihren Arzeneien abermals viel schlimmer. Es befiel mich ein Fieber, und ich nahm mir abermals vor, das Holz zu brauchen. Die Ärzte widersetzten sich und versicherten, wenn ich die Kur während des Fiebers anfinge, so würde ich in acht Tagen tot sein. Ich tat es aber doch mit derselbigen Ordnung und Vorsicht wie das erstemal. Nachdem ich vier Tage dieses heilige Wasser des Holzes getrunken hatte, verlor sich das Fieber ganz und gar, und ich spürte die größte Besserung.

Unter dieser Kur arbeitete ich immer weiter an dem Modell des Kelchs, und es gelangen mir schönere Dinge und bessere Erfindungen in den Wochen dieser Fasten und Enthaltsamkeit als vorher in meinem ganzen Leben. Nach vierzig Tagen war ich wirklich rein von meinem Übel geheilt und suchte nun meine Gesundheit recht zu befestigen; dabei versäumte ich nicht, so wohl an dem bewußten Werke als für die Münze den gehörigen Fleiß anzuwenden.


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